Dienstag, 28. August 2018

Eine sehr persönliche Erklärung



Dieser Text ist jetzt etwas länger geworden. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn es gelesen würde. Warum? Weil es mir wichtig ist.

Ich mache mir sorgen um unser Land. Um seine freiheitliche Demokratie. Dieser Post hat jetzt nichts mit der Landtagswahl in Bayern zu tun. Oder ob wir hier 11 oder 24 Prozent als SPD einfahren. Das ist in diesem Fall erst mal nicht relevant.

Nein, es hat mit einem Phänomen zu tun, das alle Länder Europas und die USA ergriffen hat:

Naziideen sind wieder hoffähig.

Tausendfacher rechter Lynchmob auf den Straßen, der immer größere Teile der sogenannten bürgerlichen Mitte mitzieht. Und das bereits, wenn lediglich Tatverdächtige einer Straftat die falsche Nationalität oder Hautfarbe haben. Einer Straftat, die bei 7 Milliarden Menschen weltweit leider täglich zigfach passiert. Selbst in Ländern wie Schweden oder der Schweiz. Die deswegen keinerlei Grund gibt, andere Menschen pauschal in Gut und Böse zu sortieren, wie manche Demonstranten dies wohl gerne tun wollten. Menschen in Kategorien einsortieren wollen. DAS Grundübel rechter brauner Demagogen.

Die Verhöhnung demokratischer Entscheidungen und demokratischer Institutionen ganz ohne Anlass. Lange fast nur unter Pseudonym und im Schutze des Web. Inzwischen aber auch wieder ganz offen. Es wird öffentlich gehetzt, verleumdet und gelogen, dass es eine Schade ist!

Fragt irgendwer noch, warum Menschen wie ich gegen eine Verschärfung des PAG in Bayern sind, wenn man sich die Vorgänge um das ZDF-Team in Sachsen ansieht? Ernsthaft? So etwas hätte man sich dort vor 5-6 Jahren auch noch nicht in dem Ausmaß vorstellen können.

Ich selber ziehe mich auch gerne zu schnell auf meinen soziologischen Sarkasmus zurück. Das ist einfach und macht am wenigsten Aufwand. Klar liegt es auch daran, dass es Menschen gibt, die mit den technischen Möglichkeiten, oder vielleicht besser, der über sie flutenden Informationsmengen, nicht mehr zurecht kommen. Klar gibt es leider viele, die dort nicht mehr zwischen komplett gelogen, sehr aufgebauscht, Halbwahrheit und realistischer Einschätzung trennen können.
Was wir heute an einem Tag als Bilder- und Informationsmenge erleben, hat vor 100 Jahren für das Menschenleben eines weitgereisten Bildungsbürgers gereicht.

Trotzdem muss da mehr schief gelaufen sein, als nur gesellschaftliche Veränderungen, hervorgerufen, durch schnelle mediale Entwicklungen. Ich weiß nicht wann genau und was genau. Ja unser Land hat seine Probleme. Auch sozial und wirtschaftlich. Aber sind wir doch mal ehrlich: 95 Prozent der Staaten dieses Planeten würden gerne "nur" unsere Probleme haben. Wir diskutieren uns die Köpfe heiß, wenn jemand auf einem Freisinger Weiher nicht mehr im Stehen paddeln darf, welches Material das Straßenpflaster bei einem Innenstadtumbau hat oder ob auf einem Stadtplatz künftig noch geparkt werden darf oder nicht.

Ich erwarte mir einen starken Staat. Ja ihr lest / sie lesen richtig. Einen starken Staat, der endlich wieder durchgreift: Gegen Hetze! Gegen rechte Gewalt! Gegen üble Nachrede! Der durchgreift. Bei Bedarf auch gegen Vertreter seiner eigenen Organe, wenn diese auf dem rechten Auge oder sonst wie juristisch erblinden oder ertauben. Oder sich gar gemein machen mit denen, die unsere Demokratie kaputtmachen wollen. Das sehe ich im Moment nicht in ausreichendem Maße! Es fehlt die Konsequenz. Und das mache ich nicht nur am Parteibuch fest.

Keine Kompromisse mit den Faschisten und denen, die mit ihnen liebäugeln! Niemals! Wenn wir mal Diskussionen führen müssen, dann immer gerade heraus und mit starkem Herzen.
Es ist höchste Zeit! Allerhöchste! Wehret den Anfängen ist schon seit Jahren lange vorbei. Jetzt geht es bereits um die demokratische Grundsubstanz. Um so Kleinigkeiten wie Gewaltenteilung, Demonstrationsrecht, Schutz von Minderheiten.

Ich bin nur ein kleiner Kandidat, der in die Landespolitik mag. Ich bin nur ein Rufer in der Wüste. Wir alle, ob Kommunalpolitiker, Vereinsvorstand oder Basisaktivisten in Gesellschaft und Ehrenamt können nur etwas bewegen, wenn wir zusammen stehn.

Sie, die dies lesen, müssen mich nicht wählen. Aber helfe sie mir und den anderen - demokratischen - Mitbewerbern bitte, dass dieses menschenfeindliche Gedankengut endlich eingedämmt wird! Das Spektrum welches zur Auswahl steht ist auch ohne Hetzer und Vereinfacher immer noch breit genug.
Ich wünsche euch / ihnen eine schöne Woche!

Markus Grill

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