Freitag, 6. Juli 2012

Bekenntnisse eines Misanthropen.


Ich kann es nicht ab, wenn mir fremde Menschen zu nahe kommen.
Besonders dann, wenn an sich genügend Platz ist und sie mir trotzdem zu nah kommen.
Ich empfinde so etwas als mangelnden Respekt.

Es gibt zuviele Menschen.
Die meisten davon sind zu laut und zu nervig.
Darf man so etwas heutzutage noch sagen?

Ist mir aber eigentlich egal, ob man es darf. Ich sag es einfach.

Der Grund ist, dass ich - wieder einmal - genervt bin.
Deshalb ist der Post auch nicht ganz so nett und korrekt.


Beispiel 1: Der Supermarktdrängler
Ich stehe an der Kasse. Bin schnell an Kassen. 20 Jahre Einkaufsroutine, davon ca. 13 oder 14 in Beziehungen, 6-7 Jahre als Single. Ich bin also durchaus wirklich schnell. Trotzdem möchte ich die 5 Restkauftrümmer in die Plastiktüte stecken und den Geldbeutel schließen dürfen. Aber das scheint schon zuviel verlangt zu sein. Der Vollspacko hinter mir kramt in der Kippenbox über der Kasse. Und die ist über mir. Nicht über ihm. Dass er mir damit mit seinen Achselschweißflecken 10 Zentimeter vor meinem Gesicht rum fuhrwerkt ist ihm wurscht. Entschuldigung?! Stört es sie, dass ich existiere?

Beispiel 2: Die Bahnfahrer mit Rucksackego.
Mir ist es egal, ob jemand mit mehr Gepäck Zug fährt, als er/sie eigentlich in der Lage ist, zu transportieren. Solls ihnen die Bandscheiben zerbröseln! Nicht egal ist es mir, wenn alles in einem Rucksack verstaut ist, der das Volumen der Hindenburg hat. Und mir ist es auch nicht egal, wenn der Ökostudent, der an mir vorbei latscht, a) nicht in der Lage ist, mit seinem Gepäck um zu gehen und b) natürlich ignorant genug ist, mit dem ganzen krams auf dem Rücken 180 Grad-Schwenks zu vollführen und einem seinen ganzen Mist ins Gesicht zu schlagen. mami passt ja nicht auf ihn auf und er muss sich mal um etwas selber kümmern. Passiert mindestens wöchentlich. Habe nur mittlerweile Routine im ausweichen. Halloooo!? Rücksicht, ihr Dummies!!!

Beispiel 3:  Im Wartebereich in die Fluchtdistanz hinein stehen.
Ja. Vielleicht hab ich ein wenig zuviel von meinem tierischen Fluchtreflex in den Genen. Was bei mir gar nicht geht, ist, wenn auf einem Bahnsteig oder Bussteig, der recht leer ist, einE andereR ReisendeR sich in 40 Zentimeter Abstand zu mir aufstellt. Sicherlich ist mein Toleranzbereich bei einer sympatischen und gut aussehenden Mitreisenden vielleicht eher nur 1 Meter und bei einem Ungewaschenen Komposti, bei dem schon der Verwesungsgeruch die Fliegen anzieht, dann eher 5 Meter. Trotzdem: Ich will Platz! Platz ist Luft. Luft zum Atmen. Bei fremden Menschen, mit denen ich bisher weder Ziegen gehütet noch Kuchen gebacken habe, will ich nicht die Hautporen und die Webfehler der Jeansjacke zählen können.

Beispiel 4: Menschen, die einem auf der Stoßstange kleben, obwohl die Autobahn dicht befahren ist.
Hallo?? Ich bin jemand der nicht langsam fährt. Ich weiß Verkehrslücken durchaus zu nutzen. Nur es gibt halt Tage, da biste froh, wenns mit 110-120 noch einigermaßen auf der Autobahn dahin fließt. Und dann kannst die Leut, die vor einem fahren halt auch nicht weg tragen. An solchen Tagen sind sie meistens besonders penetrant da. Die Stoßstangenkuschler. Porsche oder aufgeblasene weiße bzw. Maikäfer-farbene SUVs sind es gerne, manchmal mit Starnberger Nummer (aber auch alle anderen sind vertreten). Und dann pappens einem auch schon auf der Stoßstange. Von der Eschenrieder Spange bis hinter Odelzhausen. Leute, was raucht ihr? Wisst ihr, was passiert, wenn mal was passiert?! Auch ich hab ein Recht auf Leben. Und nein, es geht nicht schneller, wenn ihr Licht hupt ihr Vollpfosten! Und ich will nicht jedes mal das Kleingedruckte auf euren Ösipickerln im Rückspiegel entziffern können. Ist das klar!?!


Beispiel 5: Leute, die an der engsten Stelle doof im Weg rum stehen
Ich weiß nicht, ob das alles immer Touristen sind. Ich weiß auch nicht, wo sie immer alle her kommen. Aber sie stehen da. Sie stehen da und schauen dämlich. Grottenbrunzdämlich! Wie Herden von Schafen. Nur dass Schafe nicht so doof wären, dort zu stehen. Sie stehen immer in der Haupthalle. Immer genau in dem Bereich zwischen den Prellböcken und den Fressalien- und Infoständen. Am Hauptbahnhof in München. Sie stehen in Großgruppen mit dutzenden von Gepäckstücken herum. Möglichst brettelesbreit und immer ungeschickt. Dass vielleicht dutzende von Menschen von Gleis 25 auf Gleis 16 müssen (bei 3 Minuten Umsteigezeit) oder auch umgekehrt, das schert sie nicht. Sie haben ja Zeit / Urlaub / Krätze / sonst was. Wieso gehen sie nicht einfach auf den Bahnsteig rauf, wo sie hin müssen? Wieso gehen sie nicht in eine ruhigere Ecke? Wieso gehen sie mir auf die Zwiebel!? Jeden verdammten scheiß Freitag! Mindestens jeden zweiten scheiß Montag. In München ist ja eh dauernd irgend eine Messe, irgend ein Fest. Alle fahrens immer nur zum saufen fressen und gaffen. Diese Sorte grottenbrunzdämlicher Nervbacken gibts übrigens auch in Fußgängerzonen und auf Wochenmärkten. Das sind vermutlich die Gleichen. Weil dort kann man saufen fressen und gaffen. Und vor allem dumm und nervig im Weg rum stehen...

Beispiel 6: Nirgends haste mal 2 Minuten in der Freizeit deine Ruhe.
Früher konntest in größeren Städten auch mal an Feiertagen in Ruhe eine Seitenstraße lang gehen. Ohne Menschen zu sehen. Und heute? Selbst nachts um drei müsstest schon bei Novemberschneegriesel in den tiefsten Bayerwald fahren. Dort wo sich das Auto im Matsch fest fährt. Kurz vor der Grenze auf irgendeinem Waldweg. Vielleicht dort...? Und dann laufen dir vermutlich trotzdem noch immer dutzende von Menschen über die Motorhaube, weil grad irgendein verf...ter Drecksevent natürlich genau da ist, wo endlich mal Friede und Ruhe schön wäre.

Verdammt, ja ich bin Misanthrop.
Jawohl. das heißt nicht, dass ich niemals mit Menschen kann. Meine Frau kommt damit gut klar wie ich bin. Gott sei dank ist das so. :-)
Meine besten Freunde meistens auch. Auch meine Arbeit kann ich natürlich problemlos machen. Meistens wird mir sogar von meinen Gesprächspartnern attestiert, dass ich sehr gut mit Menschen kann. Liegt vielleicht daran, dass ich merke, wann jemand sich unwohl fühlen könnte. Weil ich diverses bei mir selber kenne...

Nur in meiner Freizeit bin ich halt manchmal anders als andere. Wo andere Halligalli brauchen, will ich auch mal meine Ruh. Und das heißt: So richtig meine Ruh. Dieses "Verpisst euch alle und zwar sofort"! Diese Art. Comprende!?
Für mich ist ein Regentag mit einem guten Buch zum Beispiel niemals langweilig.

Menschen gegenüber, die sich nicht mal allein mit sich selbst beschäftigen können, kann ich dabei gegenüber sehr intolerant sein. Dazu steh ich auch. Für mich ist es ein Zeichen von Intelligenz, sich selbst ertragten zu können ohne sich zu langweilen oder mit lautem Krach zu berieseln. Nein. Ich werde nicht alt und ja ich mag ACDC und Rammstein. Ich brauch trotzdem halt nicht andauernd tausende keifende und kreischende Menschen mit kläffenden Hunden oder Hupen oder Vuvuzelas oder sonst irgendeinem lauten Rotz um mich.

Damit ich Menschen in meiner Freizeit längere Zeit (länger als einige Stunden) um mich mag, muss ich sie erst kennen. Und sie müssen wissen, wann sie mich in Ruhe lassen müssen.

Platz und Ruhe. Das wird künftig der Luxus der Menschen sein. Kaum mehr mit Geld zu bezahlen wie alles wirklich Wertvolle. Aber immer wichtiger...

Und jetzt is a Ruah, weil jetzta Ruah is! Zefix!