Donnerstag, 24. Oktober 2013

Puppenspieler - ein politischer Offenbarungseid

In welchem falschen Film leben wir eigentlich? Ein anderes Land überwacht offensichtlich alles und jeden auf dem Staatsgebiet unseres eigenen Landes. Und nicht nur dort. In ganz Europa, bei der Uno. In der halben Welt. Nur dort nicht, wo der eigene totalitäre Staat diktatorisch genug ist, das Überwachungsmonopol selbst ausreichend konsequent umzusetzen. Vor 20 Jahren wäre das nur ein Thema für einen schrägen Thriller gewesen. Mit unterirdischen Filkritiken, da der Realismus bei einem solchen Szenario fehlt. Heute ist es genau so in unserem realen Leben.

Und niemanden juckts. Als dann raus kommt, dass die Regierungschefin ebenfalls abgehört wird, gibt es endlich ein klein wenig Empörung, aber mehr auch nicht. Jetzt ist die Dame ja selbst mal betroffen. Uuupsi! Ein Bekannter von mir fühlte sich gestern gar an den Film "Die Truman Show" erinnert, so absurd ist das, was hier gerade abläuft. Seiner Einschätzung kann ich nur zustimmen. Es wird jede mögliche Art von inländischem Recht gebrochen. Vermutlich Millionen unschuldiger Menschen werden überwacht. Das interessiert aber monatelang nach Bekanntwerden kein Gericht, und keinen einzigen Staatsanwalt.

Erst als die Überwachung der Kanzlerin bekannt wird, ermittelt die Bundesanwaltschaft. Was wirst du denn dagegen tun, liebe Bundesanwaltschaft? Etwa Präsident Obama vorladen? Sicher! Gaaaaanz sicher!... der lacht euch doch aus. Zigfacher Rechtsbruch und keiner kann sich wehren. Hilflos dürfen wir zusehen, wie Institutionen über uns entscheiden, auf die wir keinerlei demokratischen Einfluss haben. Unser Innerstes wird nach außen gekehrt. Lange zurückliegende Lebensereignisse oder kritische Äußerungen können jederzeit Erpressungspotential sein für künftige Bewerbungen um Staatsämter, Jobs oder selbst Ehrenämter. George Orwells Vision ist verdammt nah. Näher als ihr alle glaubt!

Dies ist der Moment, der selbst gut gebildete und finanziell gut gestellte Menschen in eine politische Passivität und Nichtwählerschaft treiben kann und wird. Ohnmacht und das sichere Wissen, dass andere entscheiden, egal was man macht. Demokratische Institutionen werden vorgeführt durch einen ungeheuerlichen internationalen Skandal, der für die Täter keinerlei Konsequenzen haben wird. Verstärkt wird diese Wehrlosigkeit durch eine vollständig passive Bevölkerungsmehrheit, die sich von jedem populistischen konservativen Blödsinn komplett einlullen lässt.

Wer bringt solche Rechtsbrecher denn vor Gericht? Welches Land wird Handelsbeziehungen oder diplomatische Beziehungen einschränken? Welche UNO-Sanktionen sind geplant? Wer setzt sie durch? Wenn wir alle diese Fragen mit "das ist doch unrealistisch" beantworten müssen, sollten wir uns aber fragen, was das wiederum in der Konsequenz bedeutet! Es bedeutet: WIR sind momentan absolut wehrlos! Politischer Offenbarungseid ist wohl das richtige Wort dafür.

Einige wenige werden partielle Teile ihrer Privatsphäre ein wenig schützen können. Auf begrenzte Zeit. Weil sie technisch schlauer sind als andere. Oder weil sie sich technischen Entwicklungen verweigern und damit auch zugleich auf einen Teil Wohlstand und Bequemlichkeit verzichten. Verzicht oder technischer Nerdismus als Überlebensstrategie? Weil der eigene Staat zu doof ist, seine Bürger vor sich selber und erst recht vor anderen zu schützen? Weil der eigentliche Terror die geschürte Terrorangst durch gewissenlose und selbstgefällige Innenpolitiker und Überwacher ist? Weil 80 Prozent unserer grenzdebilen Mitbürger die Zusämmenhänge weniger begreifen, wie jeder einfache Testschimpanse der Pharmaindustrie?! Ja in welchem Albtraum sind wir denn hier eigentlich gelandet?

Whistleblower, die sich gegen eine solche Gesellschaft wehren und so etwas offen legen, werden heimatlos. Kein ach so demokratischer Staat hatte die Eier, einem Snowden Asyl zu gewähren.
Er ist der Gnade eines anderen totalitären Systems ausgeliefert, dessen erster Vertreter aus einer Laune heraus, weil der die andere Großmacht ärgern mag, diesen Menschen eine Zeit lang Asyl gewährt. Dessen einzige echte Kritik an dieser Art der Überwachung sein dürfte "ihr wart nicht professionell genug, bei mir wäre ein Snowden nicht passiert" ...Marionetten...

Erst der gläserne Kunde, jetzt bald der gläserne Bürger. Der Mensch als Wertschöpfungsmasse. Als Jubelperser einer Pseudodemokratie. Nur noch dazu da, bestehende Verhältnisse abzunicken.

Wer sich wehrt, bei dem findet sich schon etwas, um ihn oder sie in der Presse mundtot zu machen. Mit 15 mal in der Schule geprügelt? Als Studentin mal die falsche politische Veranstaltung besucht? Mal eine Zeit lang Schulden nicht bedienen können? Sexuelle Praktiken, die die Gesellschaft nicht mag oder goutiert? Fast jeder wird erpressbar in einer gläsernen Welt. Außer er/sie lebt sehr brav und angepasst. Dies ist die Zeit der Angepassten. Der Duckmäuser und Duckmäuserinnen.
  • Wer erpressbar ist, ändert nichts am System. Er hinterfragt nicht, weil er überleben will. Er wird im letzten Moment den Schwanz einkneifen.
  • Wer angepasst ist ändert ebenfalls nichts am System. Er hinterfragt nicht, weil er Kariere und persönlichen Wohlstand anstrebt.
Keine Veränderung mehr zum Besseren aus Angst vor Repressalien oder aus Realismus, dass es die systemische Gummizelle absorbieren und verhinderen wird. Die gesamte menschliche Evolution bisher lebte von der Veränderung. Und nun? Stillstand und die vollständige Herrschaft der kalten Logik des Kapitals.

Das wäre der Preis der Welt mit einer vollständigen Antiterrorüberwachung.
Das ist der Preis! Wollen wir diese Welt? Wir sind gerade eben dabei, sie zu bekommen!...