Mittwoch, 8. August 2012

Von wehrhafter Demokratie und weichgespülten Demokraten

Ich habe mich vor einigen Tagen nicht bei allen beliebt gemacht. Grund dafür war, dass ich mich im Web recht eindeutig gegen eine deutsche Sportlerin positioniert habe, die ein Problem mit ihrem sozialen Umfeld zu haben scheint. Mir wurde gar vorgeworfen, das sei doch noch gar nicht recherchiert genug und man müsse bei sowas doch vorsichtig sein.

Die Dame, um die es geht, wurde offenbar genötigt, wegen der Einstellung ihres Lebenspartners die Olympiamannschaft (und bereits vorher den Polizeidienst) zu verlassen. In der Öffentlichkeit ist in diesem Fall nun von Gesinnungsschnüffelei die Rede. Mehr oder weniger staatstragende Demokraten, darunter selbst der Bundespräsident, heben den moralischen Zeigefinger. Da wird von Menschenwürde geredet, die für alle gelten müsse. Von Hexenjagd. Sie selber sei doch gar keine Rechte. Es müsse die Unschuldsvermutung gelten. Das Leben einer harmlosen, sympathischen jungen Frau würde durch die Medien zerstört.

Dazu wäre folgendes anzumerken:

1. Auf einer internationalen Veranstaltung wie Olympia vertritt einE SportlerIn das Land, für das er/sie antritt. Damit stehen die an diesen Wettkämpfen teilnehmenden Athletinnen und Athleten mehr im Fokus, als irgendein im Ausland akkreditierter Diplomat, den keiner kennt. Hierdurch ist automatisch auch das Umfeld dieser Menschen für die internationalen Medien interessant.
Dies hat zur Folge, dass jemand, der sich auf dieses Geschäft einlässt, auch damit leben muss, dass bestimmte Dinge einfach nicht akzeptabel sind. Und dabei ist es ein Unterschied, ob "nur" in der Verwandtschaft des Betroffenen seltsame Dinge passieren. Wie ein Bruder, eine Tante, ein Cousin agiert. Darauf existiert unter Umständen keinerlei Einfluss durch den Promi. Wenn es sich stattdessen um den Menschen handelt, mit dem der Sportler/ die Sportlerin zusammen das Leben teilt und mit dem täglich alle Erlebnisse, Meinungen und Ereignisse ausgetauscht werden, ist dies etwas anders.

Wir haben durch unsere Vergangenheit eine gewaltige Verantwortung. Diese ist so riesig, dass bestimmte Tabus einfach nicht diskutabel sind. Für eine/n echten Demokraten/in ist es z.B. schlicht nicht möglich, friedlich über Jahre in einer Beziehung mit jemandem zu leben, der/die aktiv der rechten Szene angehört. Außer man sieht entweder andauernd weg oder sympatisiert insgeheim damit. Beides rechtfertigt Konsequenzen. Ich will von einem Menschen nicht international vertreten werden, der sich seine Welt  / sein Leben so schön reden kann. Da passt etwas nicht.

2. Sich selbst entweder als unpolitisch zu bezeichnen oder wahlweise den Kopf in den Sand zu stecken, wenn Ehemann/frau oder Partner/Partnerin auf Abwege geraten waren, wurde hierzulande bereits nach 1945 in epischer Breite betrieben. Im Einzelfall hat das sicher vielen MitläuferInnen und Wegschauern geholfen, wieder eine weisse Weste zu bekommen. Schlechtes Gewissen gab es nicht oder wurde damit weg gedrückt, dass man ja eh nichts wusste oder nichts machen konnte. Das hat unter anderem dazu geführt, dass ganze Teile einer Generation für ihre Kinder und Enkel unglaubwürdig wurden. Die Auseinandersetzung mit dem braunen Dreck wurde unter den Teppich gekehrt.

3. Der Spruch "kein Sex mit Nazis", den manche Gewerkschaftsjugendlichen und manche Jusos verbreiten  mag im ersten Moment pubertär klingen. Wenn man länger darüber nachdenkt, enthält er einen sehr sinnvollen Kern: "Ächtung eines jeden rechtsradikalen oder rassistischen Gedankengutes. Auch gesellschaftlich und eben mit allen Konsequenzen". Dies mag im Einzelfall weh tun (das muss es auch) und bei Frau Drygalla übertrieben hart erscheinen. Dies ist aber offenbar die einzige Sprache, die in bestimmten Kreisen verstanden wird.

4. Manchmal wünsche ich mir von Demokraten etwas mehr Konsequenz. Das ist keine Hexenjagd und keine Gesinnungsschnüffelei. Es ist Selbstschutz. Selbstschutz vor denen, die keinen Skrupel haben, unsere eigenen demokratischen Spielregeln gegen unsere Demokratie einzusetzen. Die keine Skrupel haben, ein Menschenleben kaputt zu machen oder die Zukunft eines Menschen zu zerstören. Die Karriere von Frau Drygalla wurde auch nicht von den Medien zerstört oder von bösen linken Demokraten. Zerstört wird sie vielmehr durch Blindheit gegenüber einem Umfeld, in welchem offenbar Antidemokraten und Faschismus jederzeit hohffähig sind und wieder "dazu gehören" dürfen.

Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!