Montag, 19. Dezember 2011

Der Repräsentant

Man kennt sich.
Aus der Lobby des hohen Hauses.
Aus Tagungen und Empfängen. Von Gesprächen. Man ist einer Ansicht. Fast immer.
Beim Durchschneiden des Eröffnungsbandes hat man sich immer getroffen.
Aufträge finden schnell Abnehmer, wenn man sich oft trifft.
Informationen helfen, Karrieren zu planen. Kontakte! Gute Kontakte!
Endlich unter sich. Im Urlaub. Mit den neuen, reichen Freunden. Im Loft auf Marbella. In der Hütte in St. Moritz. Man freut sich, endlich dazu zu gehören. Sogar eingeladen ist man worden. Die können das ja absetzen.
Es wird zusammen gefeiert, zusammen gesoffen, zusammen gehurt, zusammen erholt.
„Was soll daran nicht richtig sein? Ihr seid uns doch nur neidisch.“
„Lohn für Leistung! Weil ich es mir wert bin!“
Bussi Bussi!

Man informiert sich
Über geplante Gesetze, geplante Bauvorhaben, geplante Investitionen.
Geplante Umsetzungen. Immer ein Schritt weiter, als die da draußen.
Die richtigen Gesetze - Bestandsschutz des Nützlichen.
Störer werden abgedrängt, überwacht, ruhig gehalten.
Einstudierte Talkshowhülsen in ausgesiebter Moderation ausgeblubbert.
Stabilität und Wohlstand.
„Wir wissen, was wir für euch tun.“
„Wir wissen, was für euch gut ist!“
„Das kann doch nichts Schlimmes sein!“
„Es nützt mir, es nützt meiner Familie. Also nützt es diesem unserem Land.“
Bussi Bussi

Man ist oben angekommen.
Jetzt schnell alle Zugänge unten dicht machen!
Bildung muss zu Hierarchie erziehen. Bildung muss sich rechnen.
Die richtigen Schulen, danach die richtigen Verbindungen.
Manchmal auch schlagend, diese Verbindungen, aber immer effizient diese Verbindungen.
Die höheren Töchter finden höhere Söhne. Püppchen finden Gecken.
Fehlende Kultur wird hinweg gelächelt.
"Achtung! Achtung! Einmal schlechtes Gewissen auf dem Wohltätigkeitsbazar abzugeben!"
Nachhilfe bezahlt man gegen schlechte Leistungen. Wen bezahlt man gegen Dummheit?
Ein wenig die Unwahrheit gesagt im Ausschuss? Immer wieder Missverständnisse.
Was macht das schon? Ein wenig weiter die Vorschriften auslegen.
Noch ein wenig weiter. Immer weiter…
Bussi Bussi

Man versorgt sich.
Mit Darlehen, mit Austragsposten nach dem Ausscheiden.
Hier eine Spende, da eine Gefälligkeit. Dort ein Vorteil.
Wo kein Kläger, da kein Richter. Das Rad dreht sich.
Flexibilität und Aufstieg. Geben und Nehmen. Die Frisur sitzt, die Investition stimmt.
Ein ehemaliger Staatsrepräsentant kann immer Wirtschaft.
Ein ehemaliger Unternehmer kann immer Stiftungsrat.
Minister A kann immer Minister B ersetzen. Und der B den A.
Jeder kann alles. Jeder kann alles in dieser neuen Oberschicht.

Wisst ihr, was ihr uns bald könnt? Ihr neue Oberschicht? Ihr Zierde des Landes? Ihr Abklatsch der alten Familien! Raubrittertum 2.0, Erster Stand reloaded…

Der Fisch der stinkt vom Kopfe her, doch Bürger fein mag längst nicht mehr.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Weihnachten wird nicht unterm Baum entschieden...

Sehr geehrte Damen und Herren,

Weihnachten wird NICHT unterm Weihnachtsbaum entschieden, sondern hat sich vor mehr als 2000 Jahren in der Krippe entschieden!
Gott sei Dank!

Ich finde es zum Kotzen, dass mit solchen Sprüchen wieder einmal in die "Geiz ist Geil"- Kerbe gehauen wurde. Nachdem große Unternehmen ihre Werbekonzepte immer erst ändern, wenn es zu Umsatzeinbußen kommt, muss auch ihnen wohl erst ähnliches passieren, wie Saturn zu Beginn der Wirtschaftskrise mit dem genannten Spruch.

Ich gehöre nicht zu den Gutmenschen, die nicht wissen, dass sie ihre Produkte irgendwie vermarkten müssen. Auch bin ich kein Superchrist. Ich hab nur keinen Bock mehr, mit sinnfreien Sprüchen das Gehirn gewaschen zu bekommen.

Bezahlen sie einfach ihre Beschäftigten anständig, sorgen sie für vernünftige Beratung in ihren Filialen und prüfen sie ihre Produktpalette auf die Produktionsbedingungen in den Herstellerländern! Auf den Abbau von Handymineralien in Afrika, die Montagebedingungen in den Herstellerländern etc. Hat jede ihrer Filialen einen Betriebsrat? Welche Rechte hat ihr Betriebsrat?

Falls sie mir jetzt antworten sollten, dass sie all das jetzt schon tun oder erfüllen, dann antworte ich:
"Wunderbar, wenn sich all dies auch noch nachweisen lässt, dann machen sie doch künftig damit Werbung!" Dann sind die Leut vielleicht auch mal bereit, 5 Prozent mehr zu zahlen. Fünf Prozent für mehr Menschlichkeit und Fairness. Und sie machen ihren Schnitt trotzdem. Das glauben sie nicht?? Haben sie es überhaupt schon einmal ausprobiert?

Täglich grüßt uns das Murmeltier und zeigt, wohin uns die bisherige Form von Kommerz geführt hat. Ich gehöre zu der wachsenden Anzahl Menschen, die künftig auf Nachhaltigkeit achten werden. Manche davon nennen sich Occupy-Bewegung. Ich nenne es gesunden Menschenverstand.  "...in Gedanken, Worten und Werken..." wie es im Gottesdienst der christlichen Kirchen heißt. Wenn dies ein Unternehmen allerdings gar nicht leistet, werde ich es künftig boykottieren. Dann hätte es nämlich am Markt nichts verloren.

Ich wünsche ihnen (dem Menschen, der die Mail beantwortet) einen besinnlichen Advent, frohe Weihnachten und ihrem Unternehmen Einsicht.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Grill
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So an das Kontaktformular von Media-Markt gesendet...
Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, dass selbst eine Masse ähnlicher Maíls viel ändern wird. Aber wenn nur ein Mensch durch diese Zeilen zum Nachdenken angeregt wird, ist ein erstes Ziel erreicht.