Montag, 19. Dezember 2011

Der Repräsentant

Man kennt sich.
Aus der Lobby des hohen Hauses.
Aus Tagungen und Empfängen. Von Gesprächen. Man ist einer Ansicht. Fast immer.
Beim Durchschneiden des Eröffnungsbandes hat man sich immer getroffen.
Aufträge finden schnell Abnehmer, wenn man sich oft trifft.
Informationen helfen, Karrieren zu planen. Kontakte! Gute Kontakte!
Endlich unter sich. Im Urlaub. Mit den neuen, reichen Freunden. Im Loft auf Marbella. In der Hütte in St. Moritz. Man freut sich, endlich dazu zu gehören. Sogar eingeladen ist man worden. Die können das ja absetzen.
Es wird zusammen gefeiert, zusammen gesoffen, zusammen gehurt, zusammen erholt.
„Was soll daran nicht richtig sein? Ihr seid uns doch nur neidisch.“
„Lohn für Leistung! Weil ich es mir wert bin!“
Bussi Bussi!

Man informiert sich
Über geplante Gesetze, geplante Bauvorhaben, geplante Investitionen.
Geplante Umsetzungen. Immer ein Schritt weiter, als die da draußen.
Die richtigen Gesetze - Bestandsschutz des Nützlichen.
Störer werden abgedrängt, überwacht, ruhig gehalten.
Einstudierte Talkshowhülsen in ausgesiebter Moderation ausgeblubbert.
Stabilität und Wohlstand.
„Wir wissen, was wir für euch tun.“
„Wir wissen, was für euch gut ist!“
„Das kann doch nichts Schlimmes sein!“
„Es nützt mir, es nützt meiner Familie. Also nützt es diesem unserem Land.“
Bussi Bussi

Man ist oben angekommen.
Jetzt schnell alle Zugänge unten dicht machen!
Bildung muss zu Hierarchie erziehen. Bildung muss sich rechnen.
Die richtigen Schulen, danach die richtigen Verbindungen.
Manchmal auch schlagend, diese Verbindungen, aber immer effizient diese Verbindungen.
Die höheren Töchter finden höhere Söhne. Püppchen finden Gecken.
Fehlende Kultur wird hinweg gelächelt.
"Achtung! Achtung! Einmal schlechtes Gewissen auf dem Wohltätigkeitsbazar abzugeben!"
Nachhilfe bezahlt man gegen schlechte Leistungen. Wen bezahlt man gegen Dummheit?
Ein wenig die Unwahrheit gesagt im Ausschuss? Immer wieder Missverständnisse.
Was macht das schon? Ein wenig weiter die Vorschriften auslegen.
Noch ein wenig weiter. Immer weiter…
Bussi Bussi

Man versorgt sich.
Mit Darlehen, mit Austragsposten nach dem Ausscheiden.
Hier eine Spende, da eine Gefälligkeit. Dort ein Vorteil.
Wo kein Kläger, da kein Richter. Das Rad dreht sich.
Flexibilität und Aufstieg. Geben und Nehmen. Die Frisur sitzt, die Investition stimmt.
Ein ehemaliger Staatsrepräsentant kann immer Wirtschaft.
Ein ehemaliger Unternehmer kann immer Stiftungsrat.
Minister A kann immer Minister B ersetzen. Und der B den A.
Jeder kann alles. Jeder kann alles in dieser neuen Oberschicht.

Wisst ihr, was ihr uns bald könnt? Ihr neue Oberschicht? Ihr Zierde des Landes? Ihr Abklatsch der alten Familien! Raubrittertum 2.0, Erster Stand reloaded…

Der Fisch der stinkt vom Kopfe her, doch Bürger fein mag längst nicht mehr.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Weihnachten wird nicht unterm Baum entschieden...

Sehr geehrte Damen und Herren,

Weihnachten wird NICHT unterm Weihnachtsbaum entschieden, sondern hat sich vor mehr als 2000 Jahren in der Krippe entschieden!
Gott sei Dank!

Ich finde es zum Kotzen, dass mit solchen Sprüchen wieder einmal in die "Geiz ist Geil"- Kerbe gehauen wurde. Nachdem große Unternehmen ihre Werbekonzepte immer erst ändern, wenn es zu Umsatzeinbußen kommt, muss auch ihnen wohl erst ähnliches passieren, wie Saturn zu Beginn der Wirtschaftskrise mit dem genannten Spruch.

Ich gehöre nicht zu den Gutmenschen, die nicht wissen, dass sie ihre Produkte irgendwie vermarkten müssen. Auch bin ich kein Superchrist. Ich hab nur keinen Bock mehr, mit sinnfreien Sprüchen das Gehirn gewaschen zu bekommen.

Bezahlen sie einfach ihre Beschäftigten anständig, sorgen sie für vernünftige Beratung in ihren Filialen und prüfen sie ihre Produktpalette auf die Produktionsbedingungen in den Herstellerländern! Auf den Abbau von Handymineralien in Afrika, die Montagebedingungen in den Herstellerländern etc. Hat jede ihrer Filialen einen Betriebsrat? Welche Rechte hat ihr Betriebsrat?

Falls sie mir jetzt antworten sollten, dass sie all das jetzt schon tun oder erfüllen, dann antworte ich:
"Wunderbar, wenn sich all dies auch noch nachweisen lässt, dann machen sie doch künftig damit Werbung!" Dann sind die Leut vielleicht auch mal bereit, 5 Prozent mehr zu zahlen. Fünf Prozent für mehr Menschlichkeit und Fairness. Und sie machen ihren Schnitt trotzdem. Das glauben sie nicht?? Haben sie es überhaupt schon einmal ausprobiert?

Täglich grüßt uns das Murmeltier und zeigt, wohin uns die bisherige Form von Kommerz geführt hat. Ich gehöre zu der wachsenden Anzahl Menschen, die künftig auf Nachhaltigkeit achten werden. Manche davon nennen sich Occupy-Bewegung. Ich nenne es gesunden Menschenverstand.  "...in Gedanken, Worten und Werken..." wie es im Gottesdienst der christlichen Kirchen heißt. Wenn dies ein Unternehmen allerdings gar nicht leistet, werde ich es künftig boykottieren. Dann hätte es nämlich am Markt nichts verloren.

Ich wünsche ihnen (dem Menschen, der die Mail beantwortet) einen besinnlichen Advent, frohe Weihnachten und ihrem Unternehmen Einsicht.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Grill
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So an das Kontaktformular von Media-Markt gesendet...
Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, dass selbst eine Masse ähnlicher Maíls viel ändern wird. Aber wenn nur ein Mensch durch diese Zeilen zum Nachdenken angeregt wird, ist ein erstes Ziel erreicht.

Samstag, 26. November 2011

Experten

Sie verfolgen uns.
Im Fernsehen. Im Radio.
In Talkshows. In Interviews.
Sie wissen alles über uns. Sie wissen immer alles besser.

Ich schreibe momentan nicht über Fundamentalisten, den Verfassungsschutz oder Ex-Terroristen.
Nein! Die Rede ist diesmal auch nicht von FDP-Politikern. Zumindest nicht im klassischen Sinne.

Es handelt sich um eine in Mitteleuropa weit verbreitete Spezies.
Den sogenannten Experten.
Experten werden gerne genommen zur Untermauerung journalistisch schlecht recherchierter Platitüden,
Sie sind auch sehr nützlich bei der Meinungsbeeinflussung der Massen vor Wahlen.
Sie helfen, den Plebs ruhig zu halten, wenn ziviler Ungehorsam dringend geboten wäre.
Kurzum, sie sind der Kleister, der die ganze Scheiße zusammenhält.

Wie wird man solch eine wichtige Person. Wie wird man solch ein Experte / Expertin?

Hier die 9 klassischen Zutaten zur Erstellung eines/r Standardexperten/in:

1. Akademiescher Titel (ersetz- oder ergänzbar durch Adelsprädikat oder Managementfunktion)
2. Mitglied einer Organisation, die sich wichtig anhört
3. Anzug oder Kostüm, je nach Geschlecht, nur ersetzbar durch Medizinerkittel und Stethoskop.
4. Krawatte bei Männern, teuer aussehendes Halstuch bei Frauen
5. Hilfreich aber nicht zwingend notwendig: Horn- oder Nickelbrille und gerne auch Haargel
6. Unverständliches Bürokratendeutsch
7. Die Bereitschaft,vollkommen naiv die Lehrsätze von rechtskonservativen BWL-Professoren auswendig herunter zu beten. *
 *Anmerkung des Bloggers: Ersetze BWL-Prof. ggf. durch CSU-Innenminister, Lobbyist Pharmaverband oder Vorstandsmitglied Deutsche Bank...
8. Besitz einer Kristallkugel oder von Kaffeesatz (was aber beides nicht vor die Kamera mitgebracht werden sollte)


9. Die Bereitschaft, in jeder Lebenslage Dumm zu schwätzen wird selbstverständlich als selbstverständlich vorausgesetzt.

Frage: Warum glaubt diesen Menschen jeder?
Expertenantwort: Weil weite Teile der Bevölkerung grenzenlos naiv und zugleich kulturell im Mittelalter hängen geblieben sind .

Frage: Ist es ein typisch Deutsches Phänomen?
Expertenantwort: War es einmal. Das liegt auch darin begründet, dass hierzulande eine wahre Sucht nach Titeln und Anerkennung herrscht. Adelstiteln, akademischen Titeln, Statussymbolen...
Aber mittlerweile schwappt der Expertenhype auch in die Medien der übrigen Welt.

Gegenmaßnahmen:
1. Lesen, lesen und nochmals lesen.
2. Über das Gelesene nachdenken.
3. Kenntnis des Interrogativpronomens warum.
4. Eigene Anwendung des Pronomens warum.
5. Keine Akzeptanz von inhaltslosen Phrasen als Antwort auf dieses Pronomen.
6. Sich den Experten nackt und nur mit einer Biene-Maya-Unterhose vorstellen.*
*Anmerkung des Bloggers: Nur Empfohlen bei erwiesener Hässlichkeit des Experten - vor Nebenwirkungen auf das eigene Privatleben wird ausdrücklich gewarnt und keine Haftung für Spätfolgen übernommen.


7. Zusatzmaßnahme für boshafte JournalistInnen und OrganisatorInnen von politischen Podiumsdiskussionen ausdrücklich geeignet. Diese erfordert allerdings ordentliche Vorbereitung:

Zwei Experten, die sich notariell beurkundet hassen, gezielt aufeinander hetzen. Das bringt Spannung, Spiel und Schokolade.

In diesem Sinne. Die Wahrheit liegt meistens zwischen zwei extrem gegensätzlichen Lügen. Also nicht alles glauben, was man euch erzählt...

...rät euch Euer Blogexperte
Mr. Speaker

Samstag, 19. November 2011

Vertrautes - eine Liebeserklärung

Erde. Es riecht nach frischer Erde.
Modrig, eine Mischung aus abgestorbenen Blättern,
Pilzen, verdunstendem Tau.
Trockenes Gras vom letzten Sommer. Abgeerntete Felder mit Maisstoppeln.
Der Ruf von Saatkrähen in der Ferne. Weite! Nähe.

Sanfte Hügel. Grauer Nebel. Spätherbst.
Leichter Wind, kalte Luft. Häuser ducken sich in die Landschaft.
Alte Bauernhöfe, daneben Neubaugebiete, Reihenhäuser.
Dazwischen eine Kirche mit Zwiebelturm.

Die häßlichen Hallen und Zweckbauten eines kleinen Industriegebietes
ein paar huntert Meter weiter.
Eine Straße mit einzelnen Autos, die durchfahren.
Start, Ziel, dazwischen Weg.
Überbrückung. Normalität. Lästige Fläche, die Zeit kostet.

Eine Straße, die hinaus führt, eine die hinein führt. Reste einer Allee.
Schwäbisch-Bayerisches Flachland. Irgendwo bei Augsburg. Westlich von München.
Altes Land, Bauernland, Arbeiterland.
Schmucklos, ohne Postkartenidylle. Mehr Regentage und Nebeltage als Sonnentage.
Die Baustelle einer Nebenstraße. Orangeweiße Barken.
Barken, die da stehen wie bestellt und nicht abgeholt.
Schon vergessen bis nächstes Frühjahr?

Ehrliches Land. Mit Menschen wie überall.
Guten und Schlechten.
Reichen und Armen.
Vielen Dummen und auch ein paar Gescheiten.
Land mit Bausünden und dazwischen den wenigen Resten von Geschichte,
Resten von Kultur, Felder, Landschaft. Ein klein wenig Wald.
Hässliche Stellen. Narben in der Landschaft.
Nahe heran rücken die Städte auch an Dich.

Viele Herren hast Du gesehen in den letzten 2000 Jahren.
Dich haben sie dabei vermutlich sehr selten genauer beachtet.
Warst ihnen zu normal für ihre Schlossbauten, ihre Parks. Warst einfach zu unscheinbar.
Du warst am Rand. Eigentlich immer.

Hast meistens nur beigetragen.
Warst Statistik in Katasterbüchern und in Staatsschemata.
Warst irgendwo zwischen Zentrum und Grenze.
Beigabe.

Hast beigetragen. Für die Größe anderer.
Ernten, Ertrag aus kleinem Mittelstand, Handwerk. Manchmal auch mehr.
Umland. Stafage für Wichtigeres. Für Auffälligeres.
Stafage für wichtige Städte, wichtige Menschen,
Für fremde Orte. Im Norden. Im Osten. Im Westen. Im Süden.
Für ihre Größe. Ihre Ziele. Ihre Fürsten.
Ihre Diktatoren.
Ihre Katastrophen.

Warst oft Durchzugsgebiet früher. Für Armeen,
für Wagenkolonnen von Standesherren auf der Reise.
Bist Durchzugsgebiet heute.
Heute. Für Urlauber auf der Autobahn. Im Fernzug. Für Lastwagen.
Für Pendler. Manche der Pendler bleiben. Notgedrungen häufig nur.
Eigentlich wollen sie ja weg. nach der nächsten Gehaltserhöhung.
Strukturschwach bist Du, heißt es.
Rand einer Metropolregion nennen sie Dich. Sehen das als Kompliment.
Kommen Abends aber wieder. Die Metropole ist zu teuer für sie.
Nehmen sie Dich wahr?

Graue Wolken, graugrüne Wiesen, Novemberhochnebel.
Letzte braune Blätter an den Bäumen.
Die alte Mauer am Ortsrand, bröckelig. Kein Denkmal.
Nachmittags spitzt manchmal die Sonne durch.

Weite. Nähe. Wurzeln. Gerüche, Nieselregen.
Unauffällig. Unwichtig. Keine Postkartenidylle.
Ohne Namen. Nur mit vertrauten Eindrücken.
Riechst nach Land, Wind, Gülle, Moder, abgeernteten Feldfrüchten.
Flach, wenige unmerkliche Hügel.
Spätherbst.

Dinge, die mich erden. Mir Ruhe geben.
Und Kraft. Raum, wo ich hin zurück kann.
Wo der Wind weht. Kalt, manchmal grau.
Wo ich aber Ruhe hab auf dem Weg,
zwischen den abgeernteten Feldern.
Dem unbefestigten kleinen Feldweg mit den Schlaglöchern.
Wo ich innerlich frei sein kann.

Dienstag, 15. November 2011

Unwürdig

Wir haben also einen Verfassungsschutz.
Verfassungsschutz ist ein schöner Name für etwas Graues, etwas Unsichtbares, etwas Molusk-indifferentes.
Ein ungewöhnlicher Name für einen Inlandsgeheimdienst.


Für wen und was haben wir diesen Inlandsgeheimdienst?
Was sind seine Aufgaben?


Wir haben eine Polizei, und zusätzlich haben wir sogar noch eine Bundespolizei. 
Wir haben Militär. Wir haben Technisches Hilfswerk.
Was danach noch über bleibt, sollen die Geheimdienste bewerkstelligen. Bei uns also auch der Verfassungsschutz.


Was ist seine Aufgabe?
Altkommunisten und Altsozialisten überwachen?
Menschen, die im KZ für ihre Überzeugung gelitten haben überwachen?
Wohl kaum!


Was ist seine Aufgabe?
In Bayern eine linke Partei zu überwachen, die in anderen Bundesländern an der Regierung beteiligt ist
und dort den Dienstvorgesetzten der Partnerorganisationen stellt?
Wohl kaum!


Ist es seine Aufgabe, eine brauen Soße derart mit V-Leuten zu überschwemmen, dass Bundesgerichte nicht
einmal mehr in der Lage sind, zu unterscheiden, wer Nazi und wer V-Mann ist, wer Provokateur und wer Terrorist? Und deshalb ein Verbot dieser Partei unmöglich wird. Unabhängig wie effizient und sinnvoll es wäre.
Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen!


Andererseits kann ich mir inzwischen viel vorstellen. Aber ich will mir diese Ungeheuerlichkeit nicht mehr vorstellen müssen! Alleine die Vermutung, dass es Überschneidungen zwischen dem Terror und der Terrorüberwachung geben könnte hat etwas so Ungeheuerliches, dass es jedem echten Demokraten die Zehennägel aufstellen müsste. Wer infiltriert hier eigentlich wen?


Ich habe in einem großen sozialen Netzwerk einige Zeilen eines Zitates gepostet:
Verfassungsschutzbericht Bayern von 2009, Seite 184: 
"Die VVN-BdA organisiert die bundesweite Kampagne 'nonpd' zur Durchführung eines erneuten NPD-Verbotsverfahrens. Derartige Forderungen dienen zugleich dem Zweck, Einfluss auf demokratische Institutionen, Organisationen und Repräsentanten auszuüben bzw. ihn bei diesen zu gewinnen. öffentliche Zeitzeugenauftritte von früheren KZ-Häftlingen sollen der Organisation darüber hinaus einen demokratischen Anstrich verleihen. Schwerpunkte der Agitation der VVN-BdA waren der Antisemitismus, der Rassismus und der Sozialabbau." 
Zitat ende.
Interessant. Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und Sozialabbau ist also gefährlich und überwachungswürdig? Und rechte Terrorzellen, die 13 Jahre lang morden, verschläft man währenddessen? Will man sie nicht sehen? Sind Morde an MigrantInnen für manchen Konservativen im Land nur Morde zweiter Klasse? Ist das Ignoranz? Ist das Doofheit?
Dieses Zitat ist auch keineswegs von mir aus dem Zusammenhang gerissen worden. So steht das in einem Bericht eines Landesverfassungsschutzes, den wir alle als Steuerzahler mit unseren Steuergeldern mit finanzieren. Als eigenständiger Abschnitt über eine Organisation steht das da drinnen, die seit Jahren den Kampf gegen Braune Agitatoren in Form von Gegendemonstrationen, Mahnwachen und Ähnlichem unterstützt. Bildungsarbeit vor kritischen jungen Menschen, durchgeführt von Überlebenden des Holocausts.


Ich möchte, dass dieses Zitat bekannt wird. Bei großen MigrantInnenorganisationen und beim Zentralrat der Juden. Liebe Leserinnen und Leser: Gebt dieses Zitat bitte an Menschen weiter, die mit ihren Organisationen die Macht haben, so etwas zu einer öffentlichen Peinlichkeit in die Medien zu expedieren.


Allein das Wort "Agitation" für jemanden zu gebrauchen, der sich gegen Antisemitismus und Rassismus wendet, zeugt von einer Einstellung, die bei Sicherheitsbehörden in einer Demokratie nichts zu suchen hat. Sie lässt jede Form von Gespür, Manieren und Realitätssinn vermissen.


Sie lässt mich nur Scham empfinden. Scham für ein Land, Scham für ein System. Scham für Menschen, die nichts verstanden haben. Die Verfassung, die sie schützen sollen schon gar nicht. Eine Verfassung, der viele von ihnen unwürdig geworden sind. Vor allem die Chefs und über ihnen die konservativen politischen Entscheider. Schon lange, vor sie durch komplette Unfähigkeit aufgefallen sind.

Dienstag, 8. November 2011

Einwerfer und Rausnehmer

2 Arten von Menschen?
2 Arten.

Einwerfer. Sie sind - noch - in der Mehrheit.
Hier im Süden des reichen Landes.
Des statistisch reichen Landes mitten im statistisch noch reichen, selbstgefälligen Kontinent.

Sie entsorgen.
Sie suchen Mülltonnen.
Sie werfen ihre Reste weg.
Sie sind Einwerfer.
Zeitungen, Obstreste, Umverpackungen, Lebensmittel
Dinge, die sie stören werfen sie ein.
Dinge, die sie belasten werfen sie ein.
Auch Ideen, die sie belasten?
Hoffentlich unterscheiden sie zwischen Ideen und Dingen...


Und dann gibt es die Rausnehmer.
Man sieht sie an Bahnhöfen,
an öffentlichen Plätzen.
Sie suchen nach Zeitungen,
nach Pfandflaschen, nach Verwertbarem.

Vor ein paar Jahren erkannte man sie noch gleich.
Ärmliche Kleidung, abgerissenes Äußeres,
manchmal mit Alkoholfahne,
oft mit Schweißgeruch.
Überfüllte Einkaufswagen mit Sinnlosem bei sich.
Und mit Sinnvollem. Zum Überleben.
Gegen die Kälte des Winters. Nicht nur des Winters?
Sie waren selten und sie fielen auf.

Und inzwischen?
Rausnehmer 2011:
Unauffällige Menschen, oft leicht gesetzteren Alters. Knapp jenseits der 50.
Normale, unauffällige Kleidung.
Sogar mal ein einfacher Ring oder eine billige Uhr an der Hand.

Rausnehmer 2011:
Unauffällige Menschen jenseits der Bioklippe des Arbeitsmarktes
Jenseits der Bioklippe des fotogenen Zahnpastalächelns der großen Stadt
Der Stadt im Süden.
Der Stadt, die ihre Seele irgendwann in den 80ern oder 90ern verloren hat.
Nach Baby Schimmerlos und nach Monaco-Franze. Irgendwann bald danach.

Als irgendwann nichts Neues mehr kam. Nur noch Masse, Kälte, Prunk und Pracht.
Keine Seele mehr.
Als die Traditionen auf die Festwiese hinausparodiert wurden.
Ins Rosa Mieder und die auberginefarbene Landhauslederhose.

Einwerfer 2011.
Ich bin ein Einwerfer.
Bin ich es auch 2030 noch?
Oder bin ich dann ein Rausnehmer?
Dessen wertvollstes dann das kleine Goldene Kettchen am Hals ist.
Das er im Notfall vielleicht als letztes versetzen würde.
Aus Trotz? Aus Tradition?

Ich möchte ein Einwerfer bleiben.
Aber nur bei Dingen.
Nicht bei Ideen. Nicht bei Träumen.
Da bin ich ein Rausnehmer.
Ich nehme mir etwas raus.

Und ich möchte, dass sie mir weiter auffallen.
Die anderen. Die Rausnehmer der Dinge. Der Reste. Dass mancher von ihnen wieder ein Einwerfer werden darf. In der großer kalten Stadt mit dem grellen Image der verordneten Gemütlichkeit.

ich nehme mir raus, ein Einwerfer bleiben zu wollen.
Ein Bürger dieser großen Stadt werde ich trotzdem nie.

Dienstag, 1. November 2011

Seelensammler

1279 Freunde hat er.
1517 Freunde hat sie.
Freunde am Fließband.
Internetfreunde.

Anfragen von Menschen, die das Ziel ihrer Anfrage nicht kennen.
Anfragen von Menschen, die einen selber noch nie gesehen haben.
Das Soziale Internetnetzwerk hat mich ihnen vorgeschlagen.
Weil mein Job kompatibel ist?
Weil meine politische Einstellung kompatibel ist?
Weil mein soziales Profil passen könnte?

Ich wurde angefragt.
Wie so oft.
Soll ich zusagen?
Soll ich ja klicken?

Ich sehe mir die Seite des Anfragers an.
Jemand mittleren Alters.
Eigentlich ein ganz sympatisches Foto.
Eine vierstellige Freundeszahl prangt auf dem Profil.
Freundeszahl? Ich würde die Bezeichnung "Zahl der Kontakte" vorziehen.

Stark engagiert der Mensch. Lebt 100te Kilometer weg.
Er tanzt auf vielen Hochzeiten.
Ist Fan von Minister X und ist befreundet mit Ministerpräsident y.
Engagiert sich zur Rettung des geschweiften Schwieselwumpfs.
Und ist auch noch Mitglied im Kreis der Hobby-Entscheider von Schwadronage.

Wie ist er auf mich gekommen?
Weil ich so toll blogge?
Weil ich so toll vernetzt bin?
Weil ich bei einem gemeinsamen Freund etwas Geistreiches auf dessen Pinnwand geantwortet habe?
Oder wars nur wieder mal das Computerprogramm des Netzwerkbetreibers? 

Ich selber?! Wie bin ich?
Bin ich in diesem Punkt besser als er?
Ich habe "nur" 439 Kontakte.
Gut. Ich habe viele davon über meinen Beruf kennengelernt.
Einen Beruf, der viel mit Menschen zu tun hat. Und mit Meinungen.
Wieviele davon sind wirkliche Freunde?
Oder wie viele sind wenigstens bessere Bekannte?

Wer würde offiziell im Web mit mir "befreundet" bleiben?
Bei schwerer Krankheit?
Bei Jobwechsel?
Bei sozialer Schieflage?
Bei Änderung von Lebenseinstellungen?
Bei Gegenwind?
150? 100?

Die 150 oder 100 würden warum vernetzt bleiben?
Aus Bequemlichkeit?!
Aus Neugierde?
Aus Lust am Tratsch?

Wie viele davon würden mich auf der Straße noch grüßen wenn es mal wirklich bescheiden käme?
30? Oder 20?
Wie viele könnte ich ohne Reue anrufen und um Rat fragen, wenns dicke käme?
10? Oder 8?
Wer wäre echter Freund / echte Freundin?
3? Oder nur 2?


Ich habe 383.
Manche davon aus Gründen der Diplomatie.
Manche davon aus Gründen der eigenen Neugier.
Auch welche aus Gründen des Stolzes, dass sie mich mögen? Sicher! Auch solche sind dabei.
Welche, die ich unkompliziert erreichen will. Auch diese sind mit dabei.
Menschen, die schräg sind.
Menschen, die lustig sind.
Auch lose Bekannte sind dabei.
Auch gute Bekannte.
Auch einige gute Freunde. Die 2 oder 3...

Aber alle haben sie eines gemeinsam:
Ich kenne sie von irgend woher.
Habe sie schon einmal in echt getroffen.
Oder wenigstens mit ihnen telefoniert und in anderen Medien korrespondiert.
Habe mit ihnen in der echten Welt zu tun gehabt. Irgendwo und irgendwie.


Die 383 sind eigentlich schon zu viele.
Ich will keiner dieser Seelensammler werden, die das nur zur Stärkung ihres Egos tun.
ich will keine 4stellige Zahl. Mit Menschen, deren Namen ich nicht mal kenne.
Mit Menschen, über die ich nichts weiß.
Ich werde diese Anfrage ablehnen.
Wie 9 von 10 seit gut einem halben Jahr.
Und das ist gut so.

Freitag, 28. Oktober 2011

Zorn

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zum Thema Finanzkrise zumindest mal zwei Wochen nichts mehr zu bloggen. Aber das ist heute auch nur teilweise das Thema.

Mein Bloggeintrag ist heute auch mehr eine Auswirkung dieses internationalen Kasperletheatercasinoevents, die in einem Wort zusammenfassbar ist:

Zorn!
Da ist von 24,3 Milliarden Euro Fehlbuchungen die Rede. Oder 55 Milliarden, die in 2 Jahren auflaufen.
Bin ich eine Spaßbremse, wenn ich mich über diese "Mehreinnahmen" nicht freuen kann?

Im Spiegel Online stehts. Ich mag dieses Magazin nicht. Schon lange nicht mehr. Mit diesen Redakteuren, die alles um soviel besser wissen, die weichgespült irgendwo im Watte-ausgepolsterten Nirwana zwischen Wirtschaftsflügel der Union und dem Seeheimer Kreis der SPD dahin irrlichtern und dabei ihre Meinung zur Überparteilichkeit hochstilisieren.
Doch hier gibt es keinen Spielraum bei der Berichterstattung dieses ungeheuerlichen Vorgangs. Hier kann man sogar diesem Blatt mal vertrauen, da es sich um Zahlen handelt, die so ungeheuerlich sind, dass mir fast der Mandelspekulatius in der Luftröhre stecken bleibt:

Zorn.
Eigentlich ist es ja eh schon wurscht. Was sind schon lächerliche 55 Millliarden zu Rettungsschirmen, die mehr als eine Billion umfassen? Oder waren es nur 24,3? Oder im einen Jahr 24,3 und im Jahr davor 31? Dann sinds ja doch 55? Wer weiß das schon? Peanuts...
 Wie blöde muss man eigentlich sein, sich um zweistellige Milliardenbeträge a) zu irren und b) diesen Irrtum in der Buchhaltung erst einmal nicht zu bemerken? So lange, bis es ein Fall für die Medien wird?
Diese Leute verdienen im Monat mehr als ich im Jahr. Für was? Fürs Nasenbohren? Langsam schaun? Ihren Schreibtischstuhl abzunutzen? Ins Smartphone daddelnd die neuesten N24-Börsenkurse als Einschlafhilfe down zu loaden?

Zorn.
Wie kaputt ist ein System, bei dem solch ein Fehler vermutlich nicht einmal mehr die sofortige Entlassung der für diesen "Fehler" verantwortlichen Bankmitarbeiter nach sich zieht? Für ein Tausendstel dieser Summen wurden im Mittelstand schon in Legionen von Fällen hunderte Leut auf einmal arbeitslos. Und das "klappte" ohne Buchhaltungsfehler.

Zorn.
Wie kaputt ist ein System, wo Du so etwas auf Facebook postest und vielleicht grad einer Deiner sogenannten 384 "Freunde" reagiert überhaupt noch drauf? Ist allen alles wurscht oder haben mittlerweile alle auf Verdrängung geschaltet?? Zumal von diesen 384 Leuten mehr als 330 irgendwo gesellschaftlich oder politisch aktiv/tätig oder zumindest interessiert sind. Sich selbst als kritisch oder links bezeichnen. Ja. lest das ruhig mal! Ihr seid gemeint!

Zorn
Mich interessiert es übrigens einen Scheißdreck wer Abends auf welchem Pupsjubiläum von was auch immer von euch rumhängt! Glaubt ihr, dass es Politik ist, wenn ihr euch so mit Terminen zuknallt, dass ihr von Einzelereignissen draußen nichts mehr mit bekommt? Nutzt es irgend jemand, oder sogar der Gesellschaft, wenn ihr für das vermeintliche eigene Vorankommen auf jeder Baustelle rumrennt und dabei doch nichts mehr wirklich mit Ausdauer bearbeitet? Oder mit wirklichem Interesse? Das ist der selbe Nachhaltigkeitsverlust, der dazu führt, dass man sich um Fantasiesummen irren kann. Überall nur noch schnell schnell schnell. Als ob es kein Übermorgen mehr gibt.

Zorn
Leute? Lebt ihr noch? Kriegt ihr noch etwas mit? Wer von euch ist schon scheintot? Wisst ihr eigentlich, was das bedeutet, wenn die sich bei einer verkackten Badbank bereits um solche Zahlen irren und gleichzeitig an europaweiten Wirtschaftsrettungskonstrukten gebastelt wird, die niemand bisher ausprobieren konnte? Zumindest ganz sicher nicht in ihrer Wirkung auf landesweite Volkswirtschaften oder gar auf Kontinente. Wisst ihr, was da gerade vor euren Augen an Irrsinn abgeht?

Ich hab Zorn! Verdammten Zorn!
Aber genug jetzt der Leserbeschimpfung. Wem meine Meinung nicht schmeckt, kann mich gern in Facebook entfreunden oder mich anderweitig am Hobel blasen! Wie heißt der Untertitel meiner Bloggseite doch gleich: In den Wind gesprochen?
Wird schon so sein...

Zorn...
Ja. Ich werde an der Occupy-Bewegung teilnehmen. Ich werde auch mit demonstrieren. Werde das machen, was ich einigermaßen kann: Ich werde schreiben! Anschreiben gegen Ignoranz, Besserwisserei, Arroganz, Kungelwirtschaft, Schlamperei, Pfusch, Klugscheißerei. Und vor allem gegen diese verdammte Naivität, die sich überall breit macht. Dieses kindliche "irgend jemand wird sich schon drum kümmern".

Zorn.
Nein verdammt! Es kümmert sich niemand drum! Nie! So funktioniert das halt eben nicht! Nirgends im Leben! Außer, dass sich so gekümmert wird, dass ihr danach "bekümmert" sein dürft. Weil es wieder mal nur grottenschlecht oder eigennützig gemacht wurde.
Macht selber was! Tut was! Bleibt dran! Nervt! Schaut zweimal nach!
Geht mit Gefühl an die Dinge ran!
Hinterfragt! Tut! Macht! Seid wer! Seid ihr selber!

Zorn.
Nicht nur bei mir. Ich spüre ihn vermehrt. Bei Menschen, die ich vollkommen anders kenne.
Die ich ruhig kenne, gelassen, über den Dingen stehend. Eigentlich, Bisher.
Es ist diese Faust in der Tasche, die sich ballt.
An sich friedliche Menschen.
Friedliche Menschen die spüren, dass es "das" nicht sein kann...


Zorn - Orkan - Katalyse - Veränderung.
Manchmal notwendig.
Wie ein Gewitter, welches die Luft reinigt.
Danach geht der Atem wieder freier.

Samstag, 22. Oktober 2011

Der Funktionär / die Funktionärin

Es wird ein Foto gemacht. Ein Foto von ganz vielen Fotos.
Er hat eigentlich keine Zeit, dieser Promi.
Er hat auch keine Lust, der Promi.
Er kennt diese Art von Fotos, der Promi.
Er lässt sich dann doch noch breit schlagen, weil es erwartet wird von ihm.

Weil er seine Funktionäre nicht enttäuschen mag.
Weil es einfach zum Geschäft gehört.

Das Foto wird gebraucht. Für das Ego des Bittenden. Des bittenden Funktionärs.
Für dessen Freunde vor Ort. Für die Erfüllung der Erwartung. Des Rituals.
Für die Freunde des Funktionärs vor Ort, der ihn gerade angesprochen hat, den Promi.

Auf Facebook, bei Twitter. Dort kann man das dann sehen. Den Beweis.
Zum Senden an die Presse für die Füllung des Sommerlochs der Lokalausgabe.
Für die Sozialkontakte. Um wichtig zu sein, Etwas Glanz für zu Hause.
Ein paar Strahlen der Sonne um Teil eines Großen zu sein.
Dieses Große über Fotopapier beweisen zu können.
Kaufhauslächeln. Zahnpastalächeln. Illusionen viele Male.
Eigenwahrnehmung? Fremdwahrnehmung?
Verdrossenheit? Ursachen? Wirkungen?


Jeder Termin ist wichtig. Jeder Termin ist Chance.
Jede öffentliche Tagung ist Bühne. Bühne der eigenen Darstellung.
Sitzt das Sakko richtig? Das Kostüm?
Nehmen mich die Oberen auch genügend wahr?
Sind auch die richtigen Leute da?
Sozialkontakte - Bewertung nach Nützlichkeit...
Analyse der Situation - Kosten zu Nutzen...
Planung der Zukunft.
Planung der Freundschaften.
Planung der Freizeit.
Planung der Wortwahl.
Planung der eigenen Meinung.
Planung der Anpassung.

Was darf man sagen, welche Meinung eckt nicht zu sehr an?
Ist sie auch wirklich die Mehrheitsmeinung?
Passt sie zum eigenen Kostüm?
Oder zum eigenen Sakko?
Wird sie richtig wahrgenommen?
Ist sie nützlich? Schadet sie?


Und diese anderen?
Dort stehen sie. Da hinten sitzen sie.
Warum sind sie jedes mal hier?
Sie sind lästig. sie wollen einfach nur diskutieren.
Sie sind anders.
Sie haben eine andere Meinung.
Sie haben eine Meinung?!
Sie sind unbequem.
Sie wollen keine Fotos mit dem Promi.
Sie stehen im Weg. Sie verlängern unnötig die Veranstaltung.

Sie verstehen nicht, dass Geschlossenheit so wichtig ist.
Sie verstehen nicht, dass Fotos so wichtig sind.
Sie verstehen nicht, dass Kostüme so wichtig sind und zur Krawatte passende Sakkos.

Sie möchten Positionen bestimmen, nicht nur Reden beklatschen.
Sie möchten vorher lesen, was sie unterschreiben / abnicken / gut  finden sollen.
Sie haben ein Gedächtnis und erinnern an unbequeme Traditionen.
Sie haben ein Gedächtnis und erinnern an unbequeme Beschlüsse.

Sie sind nicht nützlich, sie sind oft sperrig.

Wollen keine Funktionen, wollen lieber Fragen stellen.
Wollen Antworten erhalten.

Sind verplant, sind unkalkulierbar..
Haben eine eigene Meinung.

Sind so unglaublich lästig für den Ablauf des Geschehens.
Haben ein Leben.

Sind lästig für den Staat, die Gesellschaft, den Funktionär.
Haben Fotos mit Freunden zusammen. Haben Freunde, die Lust haben, mit ihnen zusammen auf diesen Fotos zu sein...

Dienstag, 18. Oktober 2011

Der tödliche Geldmarktvirus

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine einzelne Finanzratingagentur kann einen Staat erpressen. Kann jeden Staat erpressen. Einfach so. Das hat weder ein Fugger, noch ein Medici in diesem Ausmaß geschafft. Kein Krupp, kein Bohlen und Halbach. Kein De Beers, auch kein Bill Gates hatte diesen Einfluss.

Warum sehen so viele intelligente Menschen zu? Menschen, die VWL oder BWL studiert haben. Sie gucken wie die Maus auf die Schlange. Mit großen Augen. Vielleicht ahnen sie etwas. Aber sie verdrängen es, sehen nicht, was vor ihren Augen für eine unglaubliche Farce passiert.
Was ist das für ein System, gegen das jedes Hütchenspiel in einem Bahnhofsviertel seriös wirkt?

Wie funktioniert dieses Spiel? Ein Erklärungsversuch in Kurzform:

Eine Ratingagentur (wir nennen sie mal Moodys) zwingt eine Regierung in medienwirksamen Aktionen, eine neoliberaler Kaputtsparpolitik auf Kosten der Ärmsten durchzuführen, in dem sie ihr androht, die Kreditwürdigkeit ihrer Staatsanleihen, über die sie den Staat refinanziert, herab zu setzen. Sie hält ihr aber als scheinbar letzte Chance ein vermeintliches Rettungsseil vor die Nase mit folgendem Satz: "Davon könne gegebenenfalls dann abgesehen werden, wenn die Regierung an den richtigen Stellen zu sparen beginne."

Die richtigen Stellen in den Augen dieser Finanzknallköpfe sind natürlich immer die Infrastruktur, das Sozialsystem, die Kultur und die Bildung. Alles das, was ein Gemeinwesen ausmacht. Hier ist das Kaputt machen am einfachsten. Bei den Großkopferten wäre es schwieriger, an ihre Asche zu kommen. Vermögen sind schließlich mittlerweile international.

Der ursprüngliche Grund für das Vorgehen der Agentur ist eigentlich banal. Es wurden in den letzten Jahren von den westlichen Industrienationen horrende Bürgschaften aufgenommen, die allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung - nicht ganz zu unrecht - nicht weit weg von echten Schulden sind. Dies geschah 2008 und 2009 um Banken zu retten, deren Zusammenbruch gefährlich für die umgebende Volkswirtschaft schien.

Es handelt sich auch um solche Banken, die mittlerweile selbst komischerweise schon wieder mit TOP-Werten von diesen Ratingagenturen ausgestattet sind. Aber dort in den Chefetagen erinnert man sich schon nicht mehr dran. Die Vergesslichkeit in dieser Branche ist schon fast Alzheimeresk. 

Dann hat so ein Staat, nennen wir ihn jetzt der Einfachheit halber mal Frankreich, genauso wie viele andere auch, in 2010 / 2011 zusätzliche Bürgschaften aufgenommen, um ein anderes Land zu retten. Nennen wir es der Einfachheit halber Griechenland. Dies hat er getan, nicht weil er so nett war, sondern um sich selbst zu schützen. Seine eigenen Bürger zu schützen vor den Folgen, die durch die Pleite Griechenlands auch das eigene Land treffen könnten. Man ist ja eng aneinender gebunden in diesem Europa. Mehr, als man es jahrelang wahrhaben wollt...

Eine gemeinsame Währung bedeutet 'mitgehangen, mitgefangen'. Diese De-Facto Pleite Griechenlands, die erst dann so richtig in Schwung kam, als die selben Ratingagenturen  wöchentlich ihren Senf dazu abgaben, wie schlecht es um den Mittelmeeranrainer doch bestellt sei, sie hat auch die anderen Volkswirtschaften nicht unbeteiligt gelassen.


Aber nun zurück zu dem Mitglied des Rettungsschirmes, nennen wir diesen einfach mal  'Bürgschaftshütchenspiel mit reeller Inflationschance': Die Wirtschaftsdaten werden nun natürlich auch bei den Bürgen-Ländern (hier als erstes Opfer eben Frankreich) schlechter. Die Leute bekommen es langsam richtig mit der Angst, werden also nichts mehr investieren, selbst wenn sie noch Erspartes haben. Jeden Tag werden sie zudem in den Abendnachrichten mit diesen Problemen berieselt, ohne dass sie verstehen, was da gerade passiert.

Dieser Konsumausfall und der damit verbundene Einnahmeausfall an Steuereinnahmen zieht wiederum in immer schnellerer Folge erneut noch schlechtere Ratings nach sich , was in der Folge zu noch mehr 'kaputt sparen' und gleichzeitig zu weiteren sinnlosen und ruinösen zig-Milliarden teuren Rettungsbürgschaften der mit im Boot sitzenden Nachbarländer führen könnte. Was wiederum über kurz oder lang in die Staatspleite des genannten Geberlandes und zu ebenfalls schlechteren Ratings der Geber-Nachbarländer führen dürfte. Schön in der Reihenfolge, wie gesund sie vorher waren. Trotzdem wie beim Domino. Schön einer nach dem anderen,

Aber nicht wenige Bürger und auch manche Abgeordnete haben manchmal doch noch ein gesundes Bauchgefühl. 'Hier stimmt etwas nicht. Hier stinkt etwas ganz massiv.' Es kann also passieren, dass es nicht zum äußersten Szenario, der unmittelbaren Staatspleite in den Rettungsschirmaufspannländern kommt, weil dort der Bevölkerung schlicht nicht mehr vermittelbar ist, weitere Sicherheiten mit imaginärem Buchgeld zu geben. 

Da dies langfristig aber trotzdem keine Lösung des Problems herbei führt, und die Krise auf mittlerer Flamme weiter vor sich hin schmort, wird spätestens jetzt zu Buchhaltungstricks gegriffen. Einer dieser Tricks wird es sein, die Zentralbank der EU dazu zu nötigen, in Masse diese nicht mehr an die Bevölkerung zu bringenden Kaputtgerateten Staatspapiere aufzukaufen, was wiederum in großen Mengen frisches Geld auf den Markt werfen soll. Begonnen wurde damit ja bereits.

Die erhoffte positive Wirkung verpufft allerdings, da die Volkswirtschaften in Rekordtempo weiter schrumpfen, die Kreditvergabe der Banken wie in der Bankenkrise durchsackt und keiner von diesem Geld etwas hat. Keiner traut keinem mehr. Jeder bunkert seine Werte (so noch etwas da ist) möglichst sicher.

Und die Zentralbank steht danach selber da wie eines der Bad-Bank-Institute, die 2009 die Risiken der Bankenrettung auslagern sollten. Als Atomares Endlager finanzieller Verbindlichkeiten, das bei der kleinsten Erschütterung zur Kernschmelze bereit ist.

Doch das Spiel geht weiter. Immer weiter. Niemand gebietet Einhalt. Augen zu und durch. Ein paar Versprengte sitzen vor Banken. Oder sie zünden Autos von Unschuldigen an, denen es genauso dreckig geht, wie ihnen selber. Es geht so lange weiter, bis es irgendwann heißt: Rien ne va plus.“ Und der große Kartengeber am weltweiten Spieltisch den letzten Einsatz fordert...

Mittwoch, 28. September 2011

"In The Ghetto..." oder: Typisch deutsch - von der gelben Linie bis zum Oktoberfest.

Kennen sie das auch? Man kommt morgens auf den Bahnsteig. Hat noch ein paar Minuten bis der Zug abfährt. Und dann sieht man sie auch schon dastehen: Sie sind mit einer gelben Linie umgeben. Einkaserniert wie mit einer nicht vorhandenen virtuellen Fußfessel. Die Raucher.

Nicht, dass es mich selber wirklich betreffen würde. Ich geh wohl sogar als Nichtraucher durch. 2 mal im Jahr zu einem guten Wein oder Premiumkaffee ne Zigarre oder eine extra teuere Zigarillo zählt nicht wirklich. Für Süchte bin ich eher nicht anfällig. Vielleicht kann ich mich dadurch auch in die Verhaltensweisen vieler Menschen nicht hineinversetzen. Mag sein.

Trotzdem ist mir das Verhalten der klassischen Bahnsteigraucher und innen ein Rätsel. In welchem Land der Erde kann man Menschen im Freien mit einer durchgezogenen Linie dazu zwingen, sich für eine eher alltägliche Sucht in ein Ghetto auf Zeit einzäunen zu lassen? Selbst Kühe brauchen einen Weidezaun, damit sie nicht in die Pampa ausbüchsen. Siehe Kuh Yvonne. Nur bei Deutschen Micheln reicht eine gelbe, durchgezogene Linie.

Natürlich. Es gibt sie. Die Hormonbabies (oft zwischen 12 und 18), denen es schnurzegal ist und die sich nicht an diesen Unfug halten. Die übertreiben es dann meistens, aber auch nur, so lang die Hormone in ihrer Pubertät durchgehen mit ihnen. Werden sie älter, werden auch sie in der Regel zahnlose Tigerlein. Gefeiert und ausgelassen ist man hier zu Lande eben immer nur geballt. Zu allem braucht man einen Anlass, einen Grund, ein Amt, einen Passierschein.

Im Fasching genau wie zur Oktoberfestzeit. Der Deutsche braucht Regeln zum feiern, Regeln zum rumsüchteln, Regeln, die ihm sagen, was erlaubt ist und was nicht. Eine Uhrzeit, einen Ort. Eine gestempelte Vollmacht. Hat unser Deutscher Michel und unsere Deutsche Micheline dies alles, dann wird bis zur Orgie und Massenschlägerei alles durchexerziert. Immer extrem.

Extrem spießig oder sich extrem fallen lassen, Vulgär und unverschämt anderen gegenüber gehört dabei fast immer zum Grundrepertoir. Beim Petzen von eigenständigen Menschen, die an Nichtfeiermontagen vermeintliche Regeln übertreten oder die es sich erlauben, mal etwas anders oder skuril zu sein, wenn gerade kein Oktoberfest oder kein Fasching ist. Vulgär und unverschämt natürlich genauso beim Feiern mit vermeintlicher Rosenmontagskomasauferlaubnisbescheinigung gegenüber denen, die genau an dem Tag mal ihr Ruh wollen oder brauchen. Denen gegenüber, die andere Interessen, Hobbies, Lebensweisen bevorzugen. Wer nicht mittut, was alle tun, dann, wenn es alle tun, der wird gedisst, gehackt, gemobbt, verachtet.

Ich gehöre zu den seltsamen Menschen, die weder zugekotzte Toiletten und Kippenberge lieben, weder im Nahverkehr noch sonst wo. Die auch keine schwachsinnigen gelbe Linien brauchen, um sich etwas erlauben oder verbieten zu lassen. Ich feier dann, wenn ich Lust habe, weiß dabei trotzdem (meistens), wann ich aufhören kann und wann ich aufhören will. Ich fahre schneller, wo die 100er Beschränkung Sonntag morgen um Zehn auf der Autobahn ein Schmarrn ist. Und fahre da 30, wo im Winter Tempo 80 zwar erlaubt, aber lebensgefährlich wäre.

Manchmal einfach das eigene Hirn einschalten, liebe Leute! Ihr habt es zum Denken und nicht nur als Ablage für die Checkermütze oder dass es nicht in euren Hals rein regnet. Es geht! Ich habs selber mehrfach ausprobiert und kann es nur weiterempfehlen...

Sonntag, 11. September 2011

Zahlenkombinationen und Terror

Sie walzen es aus.
Morgends bis Abends. Schon 2 Tage vorher und noch 2 Tage danach.

Talkshows mit kleinen und großen Besserwissern,
abgehalfterten Politikern, noch abgehalfterteren Sportlern und Künstlern.

Moderatoren, die Verstorbene in Rampenlichter zerren.
Verstorbene, die nur indirekt zu tun haben mit den 2 Türmen in der großen Stadt.
Ein Rampenlicht, für das sie sie aus dem Grab verfluchen sollten!

Kleiner toter Soldat in Afghanistan.
Taugst Du nur noch als Thema für einen Talkshowmoderator?
Stirbst Du so Deinen 2. Tod?

Kleiner Soldat, komme über sie! Nachts, in ihren Albträumen in ihren Rolf-Benz-Betten
in ihren überteuerten Münchner-Schicki-Micki-Wohnungen!
Komme über sie, kleiner toter Soldat! Als Geist und Albdruck In die Gehirnerweichung ihrer Oberflächlichkeit!

Die Presse stirbt ihn gerade, diesen 2. Tod.
Sie stirbt ihn leise. Ein Nachrichtenmagazin, das in seinem Fernsehableger selbst mitzündelt mit rechtskonservtiven Reissern. Vom Islamismus reden sie. Von bösen polnischen Leiharbeitern schwadronieren sie.

Auf Einschaltquoten luren sie.
Um Börsenkurse huren sie.

Rettungsschirme werden gespannt mit Geld, das keiner hat.

Dreh dich, immer schneller! Dreh Dich, Karussell auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten!
Goldenes Kalb, goldenes Kalb, sag an, wie steht der Dax heute?
Wie hoch hat Bayern München gewonnen?

Flachheit, Dummheit, Bigbrothergepircte Gesellschaft.
Ins Hirn tätowierte Einfalt. Intolerante Toleranz,
Oberflächlicher Tanz auf dem Vulkan.

Sie werden immer seltener, die Rufer in der Wüste!
Sie werden verlacht, sie werden ignoriert.

7 Milliarden auf dem Narrenschiff.
Kranker Planet.

Die Uhr tickt.

Freitag, 26. August 2011

Umzugsimpressionen oder: Grenzerfahrungen der anderen Art...

Kennen sie das auch? Wenn man etwas neues aufbaut, dann gehts gut voran. Macht Spaß. Auch beim Umzug hab ich diese Erfahrung machen dürfen. Ist zwar eine Ochsentour. Aber so lange man die neue Bude einräumt, gar neue Möbel kauft und diese aufbaut, läufts.

Grenzwertig wird es dann, wenn 2 Haushalte in eine 3. Wohnung zusammengelegt werden und deshalb am Ende die Entsorgung von alten Krams in den alten Wohnungen steht. Nach 11 Jahren in der selben Datsche gibts bei mir entsprechend viel Gerümpel zu entsorgen. Da hatte es die beste Verlobte von allen leichter. Vor einem Jahr beim letzten Umzug das meiste sinnlose bereits entsorgt. Deshalb sind wir bei ihr auch schon fertig.

Aber da muss ich jetzt durch. Gesagt getan. Meine alte Wohnung fertig räumen ist also der letzte Teil des eigentlichen Umzuges. Das was noch drin steht ist zu 90 Prozent entsorgbar, da  nicht mehr benötigt. In der Theorie...

Spannend ist dabei, welche Möbel nicht mal mehr für diverse soziale Einrichtungen interessant zu sein scheinen. Nein ich bin nicht arrogant. Nur soviel wie zu meinem psychischen Selbstschutz erforderlich. Was für mich mit normalem Einkommen jahrelang in Ordnung war und unbeschädigt ist, ist nicht gut genug für Stützeempfänger oder Leut ohne Kohle?? Irgendwas mach ich falsch hier in Doofland. Andere Leut fahren dauernd in Urlaub in der Weltgschicht rum. Sponsered by Daddy oder by Commerzbank. Ich rödel mich kaputt. War noch nie außerhalb Europas...

Also, gesagt, getan. Bei 35 Grad im Schatten 5 Stunden lang mit Stichsäge und diversem anderen Spezialwerkzeug mit Unterstützung große Schränke vernichtet. Dabei nebenzu noch kleineren Müll entsorgt und festgestellt, dass das Wertstoffsystem von Augsburg-Land Umzüge grundsätzlich nicht vorsieht. Von Ausnahmen wie Gefängnisaufenthalten oder endgültigen Entscheidungen für kompakte sechseckige Kisten mit Kreuzen darauf vielleicht mal abgesehen. Beides konnte ich bisher allerdings noch nicht auf Praktikabilität persönlich testen. Die Buchung von Sperrmüllabholung von der Haustür dauert 5-6 Wochen. Hallo???!!! In der Zeit schlägt meine Schrankwand wurzeln oder mein Mietvertrag wird historisches Dokument.

Die Mülltonne ist in nullkommanix voll. Der gelbe Sack auch. Trotzdem der erwartete Kommentar in der Vorhölle der Müllentsorgung, offiziell auch Wertstoffhof genannt: "Das müssen sie schon im Hausmüll entsorgen."

Mkay. Aber die Schubladen sind ja wenigstens klein. Kann man doch so raus tragen. Kommentar am Wertstoffhof: "Das müssen sie aber noch kleiner machen." Der selbe Kommentar dieses Dämons der 5. Entsorgungsdimension dann bei einem simplen Stuhl. Nachdem der Stuhl dann mit leicht psychopatischem Blick von mir wie ne E-Gitarre über dem Kopf geschwungen und auf dem Beton vor dem Sperrmüllkontainer zertrümmert wurde, waren die Kommentatoren dann auf einmal merklich einsilbiger. Die zweite Entsorgungsfuhre wurde dann - aus unerklärlichen Gründen - problemlos durchgewunken. Mag das an meinem irren Blick mit dem nervösen Zucken und dem irren Kichern gelegen haben? Ich werde es wohl nie erfahren...

Dann nach 5 Stunden Geschuttel erneut halbtot ins backofenwarme Auto. Trotz eigentlich fast leerer alter Wohnung wieder mit 2 Einkaufsboxen voll Kram, der zum Entsorgen eigentlich zu schade ist. wo kommt der Rotz nur immer her? Mit letzter Kraft in die neue Wohnung und an den Kühlschrank. Bin schon auf die Schlaumeier gespannt, die mir am Wochenende oder Montags erzählen werden, dass ich doch 3 Wochen Urlaub gehabt hätte. Urrrrrrlaub? Kenn isch nischt.

Zu Kraftlos, um der Telekom in den Ar...h zu treten, die seit 1 Woche Vodafone gegenüber abstreitet, dass es meine Hausnummer und den Telefonnschluss in unserer Wohnung gibt. Obwohl mir sowas meist Spaß macht.... Muahaha.... Ich seh ihn zwar vor mir und Telekom steht drauf. Aber das ist bestimmt eine Hitzefatamorgana. Ich muss jetzt was töten! Eine Stuuuuuubenfliege.... Fliegi! Komm her! Ich will doch nur Dein bestes! Dich entsorrrgen!




Mittwoch, 10. August 2011

Das Haus, das Verrückte macht...

Der Leser stelle sich folgende Situation vor: Er/sie kommt an einem Urlaubstag der eigentlich für Arbeiten am Umzug genutzt werden soll gegen 9:30 in die Stadtverwaltung der neuen Stadt. Wir nennen sie jetzt mal Augsburg. Als Neubürger gibts ja so einige Dinge zu erledigen. Die Ummeldung der besseren Hälfte und der eigenen Person, die Ummeldung des Automobils. Außerdem ist ein Anwohnerparkausweis immer sinnvoll. Als erstes versuchen wir es somit gleich in der Innenstadt im Bürgeramt. Es ist Ferienzeit. Wir haben die Hoffnung, dass also alles in menschenwürdiger Art und Weise erledigbar ist. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Doch Pustekuchen. Eine Schlange von ca. 80 Personen reicht bis raus auf den Gehsteig. Eine Schlange, die nur ansteht, um eine Wartenummer zu bekommen. Sie haben richtig gelesen. Anstehen um eine Wartenummer an einem Schalter, der gleichzeitig als Info genutzt wird. Einen Nummernautomaten sucht man schon mal vergebens. Nachdem wir unsere Zeit nicht im Lotto gewonnen haben reift dann auch nach 10 Minuten, in denen sich die Schlange um keinen Meter bewegt hat, der Entschluss der Vernunft, es in einer anderen Filiale zu probieren. Also auf in Filiale Nummero 2, nachdem ein Leidensgenosse uns erklärt hat, dass die 3. und letzte weitere Filiale (die eigentlich dem neuen Wohnsitz nächste) derzeit wegen Bauarbeiten so mal komplett geschlossen ist.

In Filiale 2 dann die Erkenntnis, dass es hier wenigstens einen Nummernautomaten gibt. Allerdings sind auch hier ca. 100 Personen vor einem bei 4-5 besetzten Schaltern. Also entsteht irgendwann der Entschluss, das ganze als Fahrt fürs Ozonloch abzubuchen. Angeblich hat die Stadtverwaltung derzeit ja schon immer ab 7 Uhr auf, um den Andrang zu kompensieren. Diese Info zu Hause im Web geprüft und am nächsten Tag um 7:00 erneut zum Amt.

Ankunft Punkt 7 vor Filiale 1: Hier sind bereits um diese Zeit wieder über 50 Personen vor der noch geschlossenen Türe. Parkplatz vor der Türe? Fehlanzeige. Auch in den Straßen daneben ist alles voll. War klar. Weiter zu Filiale 2. Hier um 7:10 eingecheckt. "Nur" 22 Menschen vor mir.

Vormals hoffnungsfrohe Artgenossen werden nach jeder weiteren Viertelstunde verzweifelter.
Grauen Haaren beim Wachsen zusehen.
Eine Katze streift um die Wartenden. War sie pünktlicher da, als wir Menschen? Die Katze ist getigert. Auf meine freche Frage an einen vorbeieilennden Amtsinsassen, darauf die Staunen machende Antwort: "Die kommt jeden Tag, der gefällts hier." Können Tiere zu Masochismus neigen? Ist die Wand mir gegenüber eher Dunkelweiß oder doch eher beige? Mich diesen entscheidenden Fragen des Lebens überlassend gedenke ich meiner besseren Hälfte, die in der Zeit allein die Kartons befüllen darf. Sie leidet zu Hause. Ich leide hier.

Gegen 9 dann endlich selber dran. Man trifft auf eine Sachbearbeiterin, die Herz und Verstand verbindet und trotz einem fehlenden Dokument eine Stunde später keinen 2. Gang durch die Wartewüste Gobi mehr erwartet. Um 10:15 dann wieder da. Komme auch gleich bei ihr dran. Die Leut die jetzt erst kommen, sind verzweifelt. Wartenummern gibts keine mehr, da bereits jetzt soviele warten, dass es locker ne Stunde über die 12:30 Uhr Öffnungszeitende hinaus langt. Mein 'Vorgezogen werden' erweckt nicht einmal mehr Neid. Hier scheinen ganze Generationen in einem Raum mit dem Leben abgeschlossen zu haben? Passives, trauriges Dulden.
Gab es im frühern Mittelalter bereits Wartenummern? Die Kirchenväter, die das Fegefeuer erfunden und in die Bibel graviert haben, scheinen Wartenummern schon gekannt zu haben. Aber waren diese Kirchenväter auch alle Augsburger? Und wenn ja, warum?

Mein Fazit: Mir (und mehreren hundert anderen Menschen alleine in dieser Woche ebenfalls) wurde Zeit gestohlen. Viel Zeit. Lebenszeit. Zeit, in der mir Stress erspart worden wäre.

Diese Zeit wurde uns deshalb entwendet, weil irgendwo im Management einer konservativ geführten Stadtverwaltung jemand nicht in der Lage ist, Personalplanung, Resourcenplanung oder Ähnliches auch nur in primitivster Form auf die Reihe zu bekommen. Hier werden Sachbearbeiter vor Ort für kleines Geld ausgebeutet. Sie stehen in viel zu kleiner Anzahl Menschen gegenüber, die einen Hass auf Ämter und Behörden bekommen, bevor sie überhaupt mit einem lebenden Menschen sprechen konnten.

Ist das die neue Bürgerfreundlichkeit? Ist das die Zukunft? Alles was nicht online erledigbar ist, wird zum Spießrutenlauf, zur Tortur?

Mein liebes Augsburg. Schade, dass mich Deine Offiziellen so kennenlernen müssen. Aber die Dienstaufsichtsbeschwerde ist bereits in Arbeit. Natürlich mit Kopie an die lokale Presse. Und sie richtet sich definitiv nicht gegen die armen Kollegen an der Basis, die alles aufzufangen versuchen. Sie wird sich an die richtigen wenden. An die Frühstücksdirektoren mit der immer gleichen großen Klappe und dem Sparzwang in ihren immer gleichen neoliberalen Sonntagsreden. Mit den Sonntagsreden, mit denen schon Volkswirtschaften, Großunternehmen, ganze Staaten an die Wand gefahren wurden.

Kurzfristig ändern wird die Beschwerde nichts. Aber nichts tun ändert noch weniger.

Trotzdem. Für eine Beschwerdekultur in einem Land der undichten Denker und Duckmäuser! Fangen wir vor Ort damit an. Auch wenn es wieder mal in den Wind gesprochen sein wird...







Donnerstag, 4. August 2011

Von Autos und Fußhupen

Ich fahre gerne Auto. Ich fahre ungerne Bahn. Soweit so gut oder auch schlecht.

Die A96 ist meine häufigst befahrene Autobahn. Sie gehört - noch - zu den Autobahnen, die nicht zwingend durchgehenden Stau bedeuten. Gut, an zwei Stellen hat sie vermutlich Wasseradern, die den Verkehr beeinträchtigen. Eine bei Windach in Richtung Landsberg und eine bei Germering in Richtung München. Wasseradern. Eindeutig! Meiner Meinung nach ein bisher vollkommen zu Unrecht nicht beachteter Grund für Verkehrsstörungen. Neben Vollmond, Fön, Xavier Naidoo Songs in B3 ohne Vorankündigung und dem Aussterben des Finnwals. Ich bin Vielfahrer. Deshalb kann ich das so kompetent beurteilen.

Wenn man diese höheren Ursachen für Verkehrsstörungen erfolgreich umgeht oder neutralisiert, müsste eigentlich alles in Ordnung sein. Sollte man meinen. Doch da gibt es eine Gattung Autofahrer, die weder durch Regentänze, Vodoo noch durch Abbeten von ihrem schändlichen Tun abgehalten werden können. Es handelt sich um die Gattung der sogenannten Fußhupenschnarcher. Wer es schafft, an einem LKW, welcher mit 98,2 die Autobahn nutzt, mit nur 98,4 km vorbei zu schleichen, dabei einen Zähfluss von 6-8 Kilometer hinter sich verursacht, nur weil er / sie Schiss hat, an eben diesem LKW in normalem Tempo vorbei zu ziehen, ist ein Mitglied dieser Gattung. Dass das eigentlich mit Führerscheinentzug nicht unter 500 Jahren bestraft gehört, versteht sich von selbst. Dieses Phänomen erlebt man zwar in letzter Zeit zunehmend auf allen Autobahnen. Besonders beliebt ist es allerdings auf der A96. Dort scheint es auch erfunden worden zu sein. Es sind bei weitem nicht nur ältere Autofahrer oder ganz junge, die dieses seltsame Verhalten an den Tag legen. Auch nach Geschlechtern lässt sich hier nicht trennen.

Allerdings hab ich mit meinem messerscharfen, nur unwesentlich durch Vorurteile verfälschten Beobachtungssinn mittllerweile die Zielgruppe auf bestimmte Autotypen eingegrenzt: Opel Meriva, Opel Agila, Mercedes A-Klasse. Diese drei aufgelockert durch vereinzelte VW-Sharan-LenkerInnen. Ab und zu verirrt sich auch mal ein artfremdes Gefährt in diese Gruppe. Die Farbe variiert meist von Kackbraun-Metallic bis zu Kackgrün Metallic.

Doch nun nochmals zum Vorgang an sich: Ist der zu überholende LKW dann nach 10 - 15 Kilometern endlich passiert, wird meistens in bedächtiger Langsamkeit auf die Rechte Spur gewechselt und dann langsam auf normale Geschwindigkeit beschleunigt. Dies geht ca. maximal  1 Kilometer gut, bis die betreffende, mobile Gehhilfe auf 3 Meter Entfernung hinter dem nächsten LKW klebt. Dann wird ohne in den Rückspiegel zu gucken oder zu blinken auf die linke Spur gewechselt, der heranfahrende Hintermann und seine immer noch 80 bis 100 nachfolgenden Leidensgenossen und -innen zum herunterbremsen auf mindestens 80 gezwungen. Das Spiel beginnt von neuem.

Meine Eingabe an das Bundesverkehrsministerium, den ADAC auf dieser Strecke in einem Feldversuch mit Blauhelmen und Schleppnetzen auszustatten wurde bisher leider ebenso ignoriert, wie mein genauso realistischer Vorschlag, Fahrer bestimmter Autotypen durch stündlichen Pflichteinsatz von Defibrilatoren in ihren Vitalfunktionen künstlich zu reanimieren.

Also alles wieder mal ... in den Wind gesprochen... fahr zua, zefix, du oida Zipfiklatscha!

Samstag, 23. Juli 2011

Trauer und Fassungslosigkeit

Es fehlen die Worte. Die Worte, die hier passen würden. Die Worte, die die Angehörigen trösten könnten.

Trauer, Fassungslosigkeit, Erschrecken, Wut, Ohnmacht.

Bilder im Kopf.
Bilder, die da sind, obwohl ich bisher noch nie selbst in Norwegen war.
Bilder, die die Nachrichtenbilder ergänzen.
Bilder, die ich nicht gerufen habe.

Furchtbares Kopfkino.

Unter dem Camp einer befreundeten Jugendorganisation der Norwegischen Arbeiterpartei kann ich mir sehr viel vorstellen. Das macht mein Job als Jusoreferent. Das geht mir genau deshalb näher, wie die auf diesem scheiß Planeten leider übliche, tägliche Verbrechens- und Wahnsinnsberieselung durch die Nachrichten, das Web, die Zeitungen. Es ist deshalb so zum Kotzen real vorstellbar; so nah für mich.

Weiche Knie, endlose Trauer. Fragen, die einem nie jemand seriös beantworten wird. Antworten!? Medizinische, politische, pseudowissenschaftliche? Solche, die die Unfassbarkeit des Geschehenen nie erklären können. Was bringt ein Individuum dazu, so etwas zu tun? Dinge, die man aber auch niemals selber verstehen mag, weil sie zu abstrus, zu schrecklich sind, um sie sich jemals vorzustellen können zu wollen.

Was macht man in einem Rechtsstaat mit einem Subjekt, der zu so etwas fähig ist? Menschen in die Augen zu sehen. Jemanden, den man noch nie gesehen hat einfach über den Haufen zu schießen. Nicht einmal... viele Dutzende male. Einen Menschen mag ich das Monster nicht nennen.

Und die Medien? Die Berichterstattung? Wieder wird von einem Fundamentalisten gesprochen. Diesmal - ausnahmsweise - von einem Christlichen. Solche Berichterstattung schürt aber nur Hass und ist Futter für den nächsten Wahnsinn. Das war sie schon immer. Das hier ist kein Fundamentalismus mehr. Das hier ist ein scheiß Nazi. Ob mit oder ohne Mittäter: Ein Wahnsinniger. Oder mehrere Wahnsinnige? Für das Ergebnis fast egal. Dazu braucht es zumindest keine, der viel beschworenen Terrornetzwerke. Keine schwachsinnigen Bedrohungsszenarien unterbeschäftigter Politexperten. Lasst es! Haltet eure Fresse!

Jede andere Tierart, die solche Wesen hervorbrächte, würden wir "Krone der Schöpfung" zu Recht fürchten. Aber solche Tierarten gibt es nicht.

Fürchten wir uns selbst! Fürchten wir den Hass, den Neid, die Niedertracht, die inneren Abgründe, die zu solchen Ereignissen führen!

Menschheit, mir graut gerade vor Dir...

Mittwoch, 20. Juli 2011

Nerdismus auf die Spitze getrieben

Ja. Ich gebs zu, ich bin ein Geschichtsnerd. Und ich hab dabei auch noch solche Spezialgebiete, die ich vermutlich mit höchstens 30-40 Leuten auf diesem Planeten teile. Von diesen sind vermutlich 10 über 90 Jahre alt, weitere 5 schizophren, 5 selbstmordgefährdet, 8 Tippelbrüder und der Rest spricht weder deutsch noch englisch oder weiß zumindest nicht, was ein PC ist. Diese Situation erklärt vermutlich auch, warum es manchmal so schwer ist, das notwendige, ergänzende Fachbuch-, Karten und Unterlagenmaterial zu meinen Sammelgebieten über das Verlagswesen oder den ZVAB zu bekommen. Doch nun hab ich vorgestern wieder etwas entdeckt: "Harharhar".... Ja! Ja! Ja! Es gibt noch einen Verlag in der Oberpfalz, der sie herstellt. Sie sind auch noch nicht alle vergriffen. Dem Dr. Google und seiner Machina Magica sei gedankt.
Die Rede ist von Teilen der Heftereihe 'Historischer Atlas von Bayern'. Bin seit heute der glückliche Besitzer von 2 Übersichtskarten mit den Beschreibungsheften über die Fränkischen Territorien des alten Reiches mit Stand von 1792. Herausgeber: Die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Nur 14 Euro zusammen. Also quasi geschenkt. Was es mir bringt, dass ich ab jetzt endgültig über jedes Kaff nördlich der Donau, südlich von Weimar, östlich von Wiesbaden und westlich von Neumarkt weiß, welcher Streubesitz welche Reichsstadt mit welchem Fürstbischof geteilt hat? Wo Ansbacher Grund aufhört und Nürnberger Reichswald anfängt? Ich weiß es nicht. Nerven sie mich bitte nicht mit solchen Fragen oder sonstiger Realität! Meine beste Frau von allen weiß es auch nicht und schmunzelt nur. Ja, ich geb es zu. Ich bin ein Sammler und ich bin ein Nerd. Würde ich Feuerwerkskörper basteln, bekäme ich vermutlich Ärger mit der internationalen Atomenergiebehörde. Würde ich Modelleisenbahnanlagen bauen, gäbe es den Münchner Hbf in 1-87 und er würde - im Gegensatz zum Original - verspätungsfrei funktionieren. Das muss als Erklärung genügen.

Sonntag, 17. Juli 2011

Irgendwie war mir seit vielen Monaten klar...

...dass Zehntausende Studienplätze im Wintersemester fehlen. Der doppelte Abijahrgang lässt grüssen. Und das, nur mit meinem kleinen Realschulabschluss und meiner Verwaltungsausbildung. Somit habe ich auch bisher leider weder einen Doktortitel gefälscht, noch bin ich Neffe/Nichte/Sohn/Tochter eines Politoligarchen und damit auch nicht mit dem berühmten goldenen Löffel auf die Welt gekommen. Fazit: Wir werden in Bayern von Menschen regiert, bei denen ich mich vielfach frage, wo sie ihre Abschlüsse her haben. Einige erben mit dem richtigen Namen oder Beziehungen Positionen und Stellungen, für die sie weder fachlich noch menschlich geeignet sind. Sie machen die jetzt erwachsene Generation zu einer verlorenen Generation. Durch Schlampigkeit, Dummheit? Unfähigkeit? Oder nur durch Egoismus, Hybris, Selbstverliebtheit? Leben zerstören geht schnell. In dem man Perspektiven zerstört. Infrastruktur nicht erneuert, sich in vergangenen Erfolgen suhlt und für Potemkinsche Dörfer feiern lässt. Menschen lassen sich gerne von Fassaden blenden. Das Gejammer, wenn diese Fassaden bröckeln, ist meist groß. Schuld sind also nicht nur immer die da oben. Manchmal auch sind es die da unten genauso, die ihre eigenen Lebenslügen nicht ausreichend hinterfragen. Es ist nicht alles immer so einfach. Die Welt lässt sich nicht immer mit zwei Zahlen und einem Plus oder Minus dazwischen in eine Weltformel pressen. Aber vielleicht kann ich das ja nicht beurteilen. So oder so. Es bleibt in den Wind gesprochen.

Samstag, 16. Juli 2011

Wenn es alle machen...

...dann ich halt auch. Habe mich entschlossen, künftig meine geistigen Ergüsse ebenfalls an die desinteressierte und an Informationen überfütterte Mitwelt zu kommunizieren und damit die Datenleitungen des Planeten noch ein klein wenig mehr mit Sinnlosem zu verstopfen. Dies wird - wer mich kennt, dem war das bereits klar - unregelmäßig, planlos und in diversen sinnfreien Mitteilungsformen passieren. Das können Texte, Bilder, Links und anderer Krams sein. Möge sich der/die geschätzte LeserIn dabei amüsieren, langweilen oder was auch immer. Frei nach dem Motto: Das Leben ist ein großes Irrenhaus und Schreiben ist die beste Therapie.

Beste Grüße graviert Markus